(10.02.2015)
Eisenbahntechnologie-Marktführer Bombardier Transportation feiert die Markteinführung eines unabhängig versorgten Elektrotriebzugs (IPEMU), der zusätzlich zur Stromversorgung über seinem Stromabnehmer ausschliesslich mit Batterien betrieben werden kann. Der Zug ist aus einem Stansted Express ELECTROSTAR-Triebzug der Baureihe 379 hervorgegangen. Die umgebaute Version wird von Abellio Greater Anglia betrieben und gehört zu einem Forschungsprojekt, das unter anderem von Network Rail und dem Exekutivorgan für Schienenfahrzeuge des britischen Verkehrsministeriums finanziert wird. Auf dem offiziellen Pressetag für den Handel konnten die Anwesenden den IPEMU in Augenschein nehmen, mit ihm zum Bahnhof Harwich International und wieder zurückfahren sowie Experten von Bombardier, Network Rail und anderen Partnerorganisationen, darunter Valence und Abellio Greater Anglia, treffen.
In Zusammenarbeit mit Stakeholdern aus der Branche hat Bombardier in einer siebenmonatigen Konstruktionsphase einen ELECTROSTAR-Zug der Baureihe 379 so umgebaut, dass ein betriebsfähiges Antriebsbatteriesystem installiert und integriert werden konnte. Damit der benötigte Platz zur Unterbringung des Lithium-Eisen-Magnesium-Akkus im Untergestell zur Verfügung steht, mussten Ingenieure den Waggon ändern.
Die Ingenieure haben auch Hochspannungs- und Kommunikationskabel, Standardsicherheitsfunktionen und Batterieprüfungen hinzugefügt sowie Traktions- und Zugsteuerungssysteme integriert. Bei der neuen Ausführung wird die vorhandene Netzstromrichterausrüstung zum Aufladen der Akkus verwendet und die Motorstromrichter an die Akkus angeschlossen, wenn keine 25-kV-Wechselstromoberleitung vorhanden ist.
Neben niedrigem Lärmpegel und dem geringem Energieverbrauch ist der Hauptvorteil des Batteriebetriebs, dass der Zug damit nicht-elektrifizierte Strecken passieren oder bei möglichen Stromausfällen verwendet werden kann, ohne dass Oberleitungssysteme oder Dieselkraft erforderlich sind. Ausserdem können sie auf Nebenstrecken eingesetzt werden, bei denen sich die Installation von zusätzlichen Oberleitungen finanziell nicht lohnen würde, und durch Erhöhung der Flexibilität der bestehenden Dieselfahrzeuge die Kapazitäten der Schienenfahrzeuge im Betrieb erweitern.
Nach einem in verschiedene Phasen aufgegliederten Genehmigungsverfahren und dynamischen Streckenprüfungen hat der Zug im Januar 2015 als Teil der Studie den Fahrgastbetrieb aufgenommen. Per Allmer, Head of Western Europe, Middle East and Africa bei Bombardier Transportation, meint: 'Der IPEMU zeigt, was Batterietechnolgie der Bahnindustrie alles bieten kann. Im Anschluss an die umfassenden Konstruktions- und Prüfarbeiten hat der Zug jetzt erfolgreich den Fahrgastbetrieb zu Studienzwecken aufgenommen und die Zukunftsfähigkeit des Konzepts belegt. Diese Technologie können wir zukünftig in neuen Zügen wie unserem BOMBARDIER AVENTRA-Portfolio einsetzen und bestehende moderne Schienenfahrzeuge damit umrüsten und somit vorhandenen Flotten einen Mehrwert verleihen."