(20.05.2014)
Siemens hat aus Ungarn drei Aufträge zur Lieferung von Signal- und Leittechnik erhalten. Das Unternehmen rüstet zwei Teilabschnitte auf der Bahnstrecke zwischen dem Budapester Vorort Ferencvaros und der östlich gelegenen Kleinstadt Gyoma mit dem europäischen Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System) Level 2 aus: zwischen Monor und Szajol und von Szajol nach Gyoma. Der dritte Abschnitt, der mit demselben System ausgerüstet wird, verläuft westlich von Ferencváros nach Székesfehérvár. Siemens hat den Zuschlag für den entsprechenden Auftrag im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung durch Ungarns Staatliche Gesellschaft für Infrastrukturentwicklung (Nemezeti Infrastruktúra Fejlesztő Zrt.) erhalten. Das Auftragsvolumen beträgt rund 60 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme aller drei Teilabschnitte ist für Ende 2015 geplant.
Die Bahnautomatisierungssparte von Siemens liefert für die Ausrüstung der insgesamt rund 200 Streckenkilometer das automatische Zugsicherungssystem Trainguard 200 für ETCS Level 2. Bei Level 2 werden nahezu alle Informationen mittels Euroradio von der Streckenzentrale (Radio Block Center, RBC) zum Fahrzeug übertragen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Informationen vom Zug an die Strecke zu übertragen und die Informationen können jederzeit, insbesondere auch im Stillstand, ausgetauscht werden. Lokomotivführer, die mit ETCS Level 2 unterwegs sind, erhalten die Anweisungen direkt in den Führerstand auf einen Bildschirm übermittelt. Auf der offenen Strecke gibt es keine Signale mehr. Der Vorteil: Bei Wechsel von Halt auf Fahrt kann der Zug sofort beschleunigen, andernfalls müsste er bis zum nächsten Übertragungspunkt an der Strecke weiter abbremsen. Dies ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h und steigert die Streckenkapazität.
Hintergrundinformation ETCS
Zugsicherungssysteme sorgen für den sicheren Bahntransport von Passagieren und Fracht. In Europa sind derzeit mehr als 14 unterschiedliche Zugsicherungssysteme im Einsatz, die nicht miteinander kompatibel sind. Die im Jahre 1996 zur Lösung dieses Kompatibilitätsproblems erlassene Richtlinie der Europäischen Union verpflichtet die Europäischen Bahnbetreiber, ihre Strecken mit dem europäischen Zugsicherungssystem ETCS auszurüsten. Nach und nach wird auf ausgewählten Korridoren das europäische, einheitliche Zugsicherungssystem ETCS eingeführt und löst die nationalen Sicherungssysteme sukzessive ab. Das System ist nicht nur für den Einsatz in Europa bestimmt, sondern stellt eine weltweit geeignete moderne Zugsicherungslösung dar, wie eine Vielzahl von internationalen Projekten beweist. ETCS ist modular aufgebaut und steht in mehreren Anwendungsstufen (Levels) zur Verfügung. Der Hauptunterschied zwischen ETCS Level 1 und ETCS Level 2 besteht in der Art des Übertragungsmediums.