(03.11.2015)
Fahrgäste sollen künftig schneller und flexibler reisen: das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) arbeitet im Rahmen des Projekts Next Generation Train (NGT) gemeinsam mit der Bayerischen Oberlandbahn am „dynamischen Flügeln“.
Basis des attraktiven Fahrplankonzeptes der BOB ist das Kuppeln und Flügeln in Holzkirchen und Schaftlach. Dadurch kann die BOB trotz der dicht befahrenen Strecke zwischen München und Holzkirchen einen engen Takt zu allen drei Ästen und zurück erreichen. Auch wenn die Züge der BOB zwar relativ schnell miteinander kuppeln, ist dies längst nicht bei vielen anderen Strecken und Fahrzeugen der Fall. Denn beim aktuellen Verfahren muss ein Schienenfahrzeug erst einmal auf einem bereits belegten Streckenabschnitt an ein dort schon stehendes Fahrzeug heranfahren, was einige Minuten in Anspruch nimmt. Deshalb strebt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt an, diesen Betriebsablauf zu optimieren, sodass Fahrzeuge schneller kuppeln können. Im Projekt Next Generation Train (NGT) werden mit der BOB erste Aspekte des „dynamischen Flügelns“, also dem fernwirkenden Kuppeln während der Fahrt, erprobt.
Entwickelt wurden hierzu Verfahren, die eine zuverlässige Kommunikation und die sichere, genaue Abstandsbestimmung zwischen Schienenfahrzeugen gewährleisten, wie Dr. Andreas Lehner vom Institut für Kommunikation und Navigation des DLR in Oberpfaffenhofen erklärt: „Bei den aktuell gemeinsam mit der BOB durchgeführten Messfahrten wurden die charakteristischen Umgebungsbedingungen entlang der Bahntrassen und deren Auswirkungen auf die Funkübertragung genauer unter die Lupe genommen. Im Vordergrund stand die Untersuchung der direkten Funkkommunikation zwischen Zügen über Distanzen bis zu 1000 Metern bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten.“ Hierzu begleitete ein Messfahrzeug des DLR einen mit umfangreicher Sende- und Messtechnik ausgestatteten Integral der BOB.
« Solch ein zukunftsweisendes Projekt zu unterstützen, ist uns ein wichtiges Anliegen », erläutert Fabian Amini, technischer Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn GmbH. « Wenn Fahrzeuge schneller miteinander kuppeln können, bedeutet das schließlich mehr Komfort für die Fahrgäste durch schnellere Reisezeiten und einen engeren, attraktiveren Fahrplan. Das System kann sowohl im Nahverkehr als auch im Fern- sowie Güterverkehr angewendet werden, was generell das Gesamtsystem Eisenbahn deutlich verbessern wird. »
« Besonders attraktiv am dynamischen Flügeln ist, dass ähnlich wie bei dem vor einigen Jahren mit Unterstützung der BOB entwickelten Kollisionswarnsystem RCAS keine Infrastrukturmaßnahmen erforderlich sind, d. h. das rein bordautonome System kann sehr kostengünstig realisiert werden», so Lehner weiter. « Die Testfahrten bei der BOB haben sehr gute Ergebnisse gebracht. Im nächsten Jahr präsentieren wir diese auf der Fachmesse « Innotrans 2016 » in Berlin sowie bei internationalen Konferenzen. Einen großen Dank an die BOB für diese engagierte und professionnelle Unterstützung! »
Bereits im Rahmen des Projekts Railway Collision Avoidance System (RCAS) arbeitete die BOB eng mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) zusammen. Mit RCAS wurde ein System zur Kollisionsvermeidung von Zügen entwickelt, das nun auch in der Praxis zum Einsatz kommt. Für die Testfahrten stellte die BOB einen Integral sowie Personal zur Verfügung.