(06.10.2016)
Der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner, hat sich kritisch zum neuen Nachtzugangebot von ÖBB und DB AG geäußert. "Nur weil die normalen Reisezüge jetzt auch in der Nacht fahren, bieten diese noch lange nicht den Komfort eines klassischen Nachtzugs; da sind die Reisenden bislang anderes gewohnt", stellte der EVG-Vorsitzende fest. Zudem werde das Angebot an entsprechenden Verbindungen reduziert. "Verbesserungen sehen wir da nicht", so Kirchner.
Der EVG-Vorsitzende kritisierte, dass - anders als von den Betriebsräten gefordert - die Mitarbeiter der bisherigen Nachtzüge so gut wie keine Möglichkeit hätten, auf den neuen Verbindungen tätig zu werden. "Es gab Vorschläge, die dies möglich gemacht hätten, die hat die DB AG aber nicht umsetzen wollen", so Kirchner.
Nach Einschätzung des EVG-Vorsitzenden müsse sich zudem noch erweisen, ob die Reisenden das neue Angebot annehmen und ob die Rahmenbedingungen akzeptabel seien. "Nach unserer Auffassung ist ein Markt für den klassischen Nachtzug, wie auch für den Autoreisezug da, um diese aber wirtschaftlich betreiben zu können, müssen die europäischen Eisenbahnen in dieser Frage viel stärker zusammenarbeiten", machte Kirchner deutlich. Entsprechendes Engagement aber suche man allerdings vergeblich, obwohl eine große Nachfrage vorhanden sei, wie Umfragen ergeben hätten.
Um den Wünschen der Reisenden nach Nachtzügen zu entsprechen, sei ein "gesamteuropäischer Ansatz der großen Bahnen" erforderlich. "Wir brauchen da ein gemeinsames Konzept, für ein Angebot das potentielle Kunden überzeugt, ist das jetzt vorgestellte Konzept nicht ausreichend", so Kirchner.
Die Eisenbahnen verspielten so ein Alleinstellungsmerkmal, dass auch ökologisch einzigartig sei. "Welcher Autofahrer kann schon nachts fahren und schlafen und doch sein Ziel am nächsten Tag erreichen", fragte Kirchner. Das gehe nur auf der Schiene, werde aber nur halbherzig umgesetzt und koste so in Deutschland wieder Arbeitsplätze. "Für uns sieht die Zukunft Bahn anders aus", so der EVG-Vorsitzende.