(01.09.2017)
Die Rheintalstrecke ist seit dem 12. August 2017 gesperrt und bleibt voraussichtlich bis am 7. Oktober 2017 unterbrochen.
Die benötigten Kapazitäten auf den Ausweichrouten sind stark eingeschränkt und erfordern die enge Zusammenarbeit aller Partner im Schienenverkehr. Um die Kapazitäten auf dem Nord-Süd-Korridor zu erhöhen, nutzen die betroffenen Bahnen die Stärken der integrierten Bahn. Die SBB sendet Lokführer nach Frankreich. Zudem wird ein Shuttle zwischen Kornwestheim (D) und Zürich eingesetzt. Dank dem konkretisierten Massnahmenpaket soll das Speditionsvolumen von heute 20 auf 50 Prozent der erwarteten Nachfrage erhöht werden.
Die lange Schliessung der Strecke zwischen Baden-Baden und Rastatt Süd stellt für die SBB eine schwierige Situation dar. Betroffen ist der Lebensnerv auf der Nord-Süd-Achse – für den Personen-, aber insbesondere auch für den Güterverkehr. SBB Cargo ist der grösste Akteur auf der Achse und entsprechend stark von der Sperre betroffen. Die SBB setzt alles daran, die Personen- und Güterströme über Alternativrouten abzuwickeln. SBB Cargo steht mit ihren Kunden seit Beginn der Sperre im regelmässigem Austausch und sucht die besten Transportmöglichkeiten. Die Kundeninformation steht rund um die Uhr für die Anliegen der Kunden zur Verfügung.
Auf Initiative von Andreas Meyer, CEO der SBB, haben sich die Chefs der Deutschen Bahn (DB), der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) sowie der Société Nationale des Chemins de Fer (SNCF) auch diese Woche abgestimmt, um die Auswirkungen der Rheintalsperre auf den Schienengüterverkehr möglichst gering zu halten. Die letzten Tage haben gezeigt, dass die Kapazität der Umleitungsstrecken nicht voll ausgeschöpft sind. Hauptgrund ist der Mangel an strecken- und fahrzeugkundigen Lokführern. Die Bahnchefs haben das vereinbarte Massnahmenpaket deshalb weiter ergänzt und konkretisiert.
Transportvolumen wird von 20 auf 50 Prozent gesteigert
Die SBB stellt französischsprechendes Lokpersonal für den Ausweichkorridor über Frankreich bereit. Derzeit läuft die Ausbildung. Im Binnen-Güterverkehr der Schweiz hilft kundiges Lokpersonal des Personenverkehrs aus, da das Führen der Züge über die Umleitungsstrecken länger dauert und zusätzliches Personal benötigt. Dazu verzichten die Lokführer teilweise auf Ferien und Freitage.
Darüber hinaus führen SBB Cargo, SBB Cargo International und DB Cargo ab dem 6. September 2017 zwischen Kornwestheim (D) und den Rangierbahnhöfen in der Schweiz einen Shuttle-Betrieb ein. So intensivieren die Bahnen ihre Zusammenarbeit weiter, um alle möglichen Trassen zu fahren und um ein Maximum an Last für die Güterverkehrskunden durch das Nadelöhr zu führen. Zudem hat SBB Cargo für den Wagenladungsverkehr neue Angebote über Österreich und Frankreich mit eingeschränkter Kapazität aufgebaut. Nach anfänglichen Schwierigkeiten der letzten Tage soll durch diese Massnahmen die Kapazität auf dem Nord-Süd-Korridor bis Mitte September von heute 62 auf 116 Zugfahrten voraussichtlich fast verdoppelt werden. Das Speditionsvolumen steigt damit von heute 20 auf 50 Prozent der erwarteten Nachfrage. Damit verbleibt die Kapazität jedoch weiterhin deutlich unter dem maximalen Volumen von 200 Zügen. Die SBB begrüsst den Appell des schweizerisch-deutschen Eisenbahn-Lenkungsausschusses vom Donnerstag, 31. August 2017. Darüber hinaus ist die SBB der Meinung, dass die Anstrengungen der Bahnen, wesentlich integrierter zusammenzuarbeiten, verstärkt werden müssen. Schon heute ist den beteiligten Bahnen klar, dass nach Wiederinbetriebnahme der Rheintalstrecke gemeinsam die Lehren gezogen werden müssen, um in Zukunft besser vorbereitet zu sein.
Die Rheintalbahn ist eine der wichtigsten Achsen im Schienengüterverkehr mit täglich bis zu 200 Güterzügen. Im alpenquerenden Güterverkehr zwischen Nordeuropa und Italien via Schweiz hat der Schienengüterverkehr einen Marktanteil von 70 Prozent. Auf den Kombinierten Verkehr entfallen 50 Prozent. Ein grosser Teil der Züge kann über Strecken durch Deutschland, Österreich und Frankreich umgeleitet werden. Entsprechende Trassenangebote haben die beteiligten Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen nach der Sperrung ausgearbeitet. Zudem wurde eine Strassenüberbrückung Mannheim/Karlsruhe – Basel und eine Schifffahrs-Überbrückung nach Basel eingerichtet. Von dort werden die Güter dann jeweils mit der Bahn nach Italien weitergeleitet.
Quote Andreas Meyer, CEO SBB AG: «Wir unternehmen alles, um die Auswirkungen der Streckensperre auf unsere Kunden im Schienengüterverkehr möglichst gering zu halten. Dazu nutzen wir die Hebel der integrierten Bahn. Die Bereiche Infrastruktur, Personen- und Güterverkehr arbeiten eng zusammen und erarbeiten übergreifende Lösungen. Gleichzeitig ist ernüchternd zu sehen, dass die europäischen Bahnen in einer solchen Situation zu unflexibel sind und dass selbstauferlegte Restriktionen im Weg stehen. Daran müssen wir arbeiten.»