(20.05.2012)
Die U-Bahn war gestern Abend (19. Mai 2012) am Limit. Einen so großen Anstrum von Fahrgästen hatte die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in der Innenstadt noch nie zu bewältigen. Der Massenandrang führte dazu, dass die Bahnhöfe Marienplatz, Odeonsplatz und Olympiazentrum während der Anreise vor Spielbeginn etliche Male für jeweils einige Minuten (in Einzelfällen bis zu 30 Minuten) gesperrt werden mussten, weil kein Platz mehr für weitere Fahrgäste war. Die Abfertigung der Züge am Bahnsteig gestaltete sich mitunter schwierig, weil die Fahrgäste bis an die Bahnsteigkante drängten und den Sicherheitsstreifen blockierten. Als besonders problematisch erwies sich der gleichzeitige Antransport von insgesamt weit über 100.000 Fans sowohl zur Fußball-Arena als auch zum Olympiastadion. Insbesondere am Marienplatz blockierten sich die Fans zeitweise wechselseitig, wenn gerade nicht „ihr" Zug einfuhr.
Alkoholkonsum problematisch
Leider sorgte erheblicher Alkoholkonsum bei sommerlichen Temperaturen teilweise für eine gereizte Atmosphäre und erschwerte die Fahrgastlenkung zusätzlich. Betrunkene Fans betätigten auch in mehreren Zügen mutwillig die Notbremse oder den Nothalt am Bahnsteig und brachten den U-Bahnbetrieb dadurch mehrfach zum Stillstand. Einige Male mussten auch offenbar übermütige Personen aus dem Gleisbereich geholt werden, bevor der Zugbetrieb wieder freigegeben werden konnte. Teilweise drohte die U3 und U6 zwischen Sendlinger Tor und Münchner Freiheit in die Knie zu gehen. Mit massivem Personaleinsatz seitens MVG, U-Bahnwache und Polizei gelang es jedoch, den Verkehr trotz teilweise größerer Verzögerungen am Laufen zu halten. Mehrere Züge wurden durch Vandalismus beschädigt.
Hochbetrieb am Samstagabend: 75% mehr U-Bahn-Wagen
Mehr als 120 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren allein auf den Bahnsteigen in der Innenstadt und in Fröttmaning präsent, um die Züge abzufertigen, für Sicherheit zu sorgen und Fragen der Fahrgäste zu beantworten. Weitere 40 leisteten Sonderschichten als Fahrer der Zusatzzüge, als Disponenten im MVG-Betriebszentrum und im technischen Bereich, zum Beispiel für die schnelle Entstörung von Rolltreppen. Am Samstagabend setzte die MVG fast 75 Prozent mehr UBahn- Wagen ein als normal. Nachmittags fuhren bereits 30 Prozent mehr Fahrzeuge. Dies entspricht bis zu 25 zusätzlichen Langzügen. Die zusätzliche Fahrleistung lag bei mehr als 5.000 Kilometern. Weitere 3.000 Kilometer legten die mehr als 20 MVG-Shuttlebusse zwischen Olympiapark und Fröttmaning zurück. Auch hier lag die Auslastung zeitweise bei 100 Prozent.
MVG-Chef Herbert König: „Unser Champions-League-Einsatz hatte Wiesn-Dimension. Allerdings kam erschwerend hinzu, dass gleich drei Linienäste vom Massenandrang betroffen waren. Letztlich haben wir den Ansturm nur mit erheblichen Anstrengungen bewältigt. Natürlich ist die neue Event- und Partykultur mit gleich mehreren Massenveranstaltungen zur gleichen Zeit für viele äußerst attraktiv, wie ja auch die große Resonanz zeigt. Aber für uns werden solche stadtweiten Festivals immer mehr zum Problem, weil unsere Kapazitäten begrenzt sind – vor allem auch die Aufnahmefähigkeit der Bahnhöfe, wie sich gestern gezeigt hat. Gestern Abend war das Ende der Fahnenstange definitv erreicht. Wir werden unsere Erfahrungen detailliert auswerten und überlegen müssen, wie wir entsprechende Events auch künftig sicher abwickeln können. Der um sich greifende Alkoholkonsum macht die Sache natürlich nicht leichter. Dank gebührt der gesamten MVG-Mannschaft, die gestern Abend wieder gezeigt hat, dass sie ihr Geschäft bestens versteht und den U-Bahnbetrieb auch bei Massenandrang im Griff hat."