(09.12.2011)
Bei der offiziellen Einweihung zum Start der neuen S 33 zwischen Bruchsal und Germersheim am Freitag, 9. Dezember 2011 in Karlsdorf waren sich die Vertreter der beiden Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, der beiden Landkreise Karlsruhe und Germersheim und die für den Schienenpersonennahverkehr zuständigen Aufgabenträger, im südlichen Rheinland-Pfalz der Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz Süd und die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg sowie der Deutschen Bahn AG darüber einig, dass die drei neuen Stationen und die im S-Bahn-Standard modernisierten Haltepunkte viele Vorteile für die umweltfreundliche Mobilität der Region mit sich bringen.
Zum Fahrplanwechsel am Sonntag, 11. Dezember 2011 wird die neue S-Bahn zwischen Bruchsal und Germersheim der Linie S 33 in das Streckennetz der S-Bahn Rhein-Neckar integriert.
Freie Fahrt am 11. Dezember 2011 zwischen Bruchsal und Germersheim
Auf Initiative des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) und des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) ist die Bevölkerung am Sonntag, 11. Dezember 2011 zu kostenlosen Schnupperfahrten in den Zügen der S 33 zwischen Bruchsal und Germersheim eingeladen. Die Stadt Philippsburg erwartet Reisende am Bahnhof Philippsburg (Baden) von ca. 10.30 Uhr bis 18.00 Uhr mit einem bunten Programm aus Unterhaltung, Ausstellungen und Bewirtung. In Rheinsheim lädt der Weihnachtsmarkt „Winterzauber" rund um den dom ab 14.00 Uhr zu einem vorweihnachtlichen Besuch ein. Die Stadt Germersheim bietet am neuen Haltepunkt Germersheim Mitte die Teilnahme an kostenlosen Festungs- und Stadtführungen an.
Baumaßnahmen im Projekt der S 33
Auf einer Streckenlänge von 25 Kilometern, davon 3,5 Kilometer in Rheinland- Pfalz und 22 Kilometer in Baden-Württemberg, wurden drei neue Stationen in Bruchsal Sportzentrum, Bruchsal Am Mantel und in Germersheim Mitte gebaut. Die bereits vorhandenen sechs Stationen in Rheinsheim, Philippsburg, Huttenheim, Graben-Neudorf Nord, Graben-Neudorf und in Karlsdorf wurden im S-Bahn-Standard modernisiert.
Der eingleisige Streckenabschnitt zwischen Graben-Neudorf und Germersheim wurde elektrifiziert. Weitere Maßnahmen waren die Anpassung der Gleis-, Oberleitungs- und Signalanlagen sowie Gleisabsenkungen in Brückenbereichen notwendig. Die Bahnsteige wurden mit einer Systemhöhe von 76 Zentimeter über Schienenoberkante und einer Nutzlänge von 140 Meter, in Graben-Neudorf von 210 Meter, S-Bahn-gerecht ausgebaut. Darüber hinaus erfolgte eine weitgehend barrierefreie Erschließung der Bahnsteige mittels Rampen oder Aufzügen. Die Bauausführungen, insbesondere der Oberleitung, erfolgte im Wesentlichen im Rahmen mehrerer Streckensperrungen mit Schienenersatzverkehr.
Neben dem planmäßig erst für 2012 vorgesehenen Neubau der Unterführung mit Treppen und Rampen im Bahnhof Karlsdorf werden an einzelnen Stationen bis voraussichtlich Mai 2012 noch Arbeiten technischer und in geringem Maß auch baulicher Art durchgeführt werden müssen. Dies betrifft vor allem die Montage und Inbetriebnahme der Aufzüge an den Stationen Germersheim Mitte, Philippsburg, Graben-Neudorf sowie Bruchsal Sportzentrum.
Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2011 wird die Strecke als neue S 33 in das Liniennetz der S-Bahn Rhein-Neckar in Betrieb genommen.
Kosten der Infrastrukturmaßnahme
Die Gesamtkosten betragen voraussichtlich 31,7 Millionen Euro einschließlich der Planungskosten.
Nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) sind voraussichtlich 23,9 Millionen Euro zuwendungsfähig, daran beteiligt sich der Bund mit 60 Prozent. Der Finanzierungsanteil des Landes Baden-Württemberg beträgt rund 3 Millionen Euro, der Anteil des Landkreises Karlsruhe und seiner Städte und Gemeinden Bruchsal, Karlsdorf-Neuthard, Graben-Neudorf und Philippsburg rund 5 Millionen Euro. Der Finanzierungsanteil des Landes Rheinland-Pfalz liegt bei rund 0,9 Millionen Euro, der Anteil des Landkreises Germersheim bei rund 0,5 Millionen Euro.
Die Landkreise Karlsruhe und Germersheim sowie deren betroffene Städte und Gemeinden finanzieren darüber hinaus die nicht zuwendungsfähigen Kosten sowie Planungsleistungen in voraussichtlicher Höhe von 7,8 Millionen Euro.
Zukünftiges Verkehrsangebot
Durch die Verknüpfung der S 33 mit den Zügen der S-Bahn-Linien S 3 und S 4 in Germersheim entstehen neue Direktverbindungen nach Speyer und Ludwigshafen.
Das Betriebsprogramm sieht den Einsatz von spurtstarken Elektrotriebzügen der Baureihe ET 425 jeweils im Stundentakt auf der Linie Bruchsal - Germersheim (- Mannheim – Heidelberg - Karlsruhe) vor.
Montags bis freitags wird dieser Stundentakt in der Hauptverkehrszeit zu einem Halbstundentakt verdichtet. Insgesamt verkehren 16 Prozent mehr Züge zwischen Germersheim und Bruchsal.
Zwischen 6 Uhr und 8 Uhr vier statt bisher drei Züge in beiden Richtungen. Zwischen 13 Uhr und 16 Uhr sechs statt bisher vier Züge zwischen Graben-Neudorf und Bruchsal. Zudem wurde das Fahrplanangebot insbesondere abends deutlich erweitert, so dass sich die Anschlüsse weiter verbessern. Nach 18.30 Uhr bestehen ab Bruchsal dann sieben statt vier Verbindungen und ab Germersheim sechs statt vier Verbindungen.
Lediglich 3 Verbindungen morgens ab Germersheim um 6.55 Uhr und 7.20 Uhr sowie um 7.33 Uhr ab Bruchsal werden auch künftig mit VT 628 gefahren und sind damit nicht barrierefrei nutzbar.
Ergänzt wird das Angebot durch eine RegionalExpress-Linie im 2-Stunden-Takt zwischen Karlsruhe und Mainz, die zukünftig ebenfalls mit Elektrotriebzügen ET 425 betrieben werden soll.
Meilensteine
Übergang des Projektes von der Albtal Verkehrsgesellschaft (AVG) zur Deutschen Bahn im März 2004
Nutzen-Kosten-Untersuchung: Abschlussbericht August 2004
Abschluss der Planungsvereinbarung zur Entwurfs- und Genehmigungsplanung am 24. Oktober 2007
Unterzeichnung des Bau- und Finanzierungsvertrages am 4. Dezember 2009
Der Spatenstich erfolgte am 5. Juli 2010 in Germersheim
Historie
Ursprünglich als reines Stadtbahnprojekt der AVG geplant.
Auf Basis der positiven Nutzen-Kosten-Untersuchung und auf Wunsch der zuständigen SPNV-Aufgabenträger wurde die Infrastrukturmaßnahme in die 2. Stufe der S-Bahn Rhein-Neckar integriert.
Bei Aufnahme in die 2. Stufe war zuerst noch eine „Mischbedienung", S-Bahn und Stadtbahn, vorgesehen. Aufgrund der Betriebskosten der Stadtbahn und vor allem aufgrund der unterschiedlichen Einstiegshöhen und der dadurch fehlenden durchgehenden Barrierefreiheit haben sich die SPNV-Aufgabenträger für eine einheitliche Bedienung durch die S-Bahn entschieden.