(16.05.2014)
SWM/MVG leiten in diesen Tagen den europaweiten Beschaffungsprozess für weitere neue Straßenbahnzüge ein. Erste Stufe dieses Prozesses ist das sogenannte Präqualifikationsverfahren, mit dem interessierte Hersteller identifiziert werden. Hieran schließt sich die eigentliche Ausschreibung an.
Anlass der geplanten Beschaffung ist die erwartete weitere Entwicklung des Fahrgastauf-kommens auf konkret drei hoch ausgelasteten Strecken-abschnitten, nämlich Hauptbahnhof – Westfriedhof (Linien 20/21), Hauptbahnhof – Romanplatz (Linien 16 und 17) und Max-Weber-Platz – Effner-platz – St. Emmeram (Linie 16).
Da diese Strecken schon mit dichten Takten befahren werden, plant die MVG hier einen Kapazitätszuwachs durch den Einsatz größerer Fahrzeuge. MVG-Chef Herbert König will dazu auf den Linien 20 und 21 erstmals Doppeltraktionszüge einsetzen, die aus jeweils zwei gekoppelten Trambahnzügen bestehen und bis zu 48 Meter lang sind, also bis zu 14 Meter länger als die bisher größten Münchner Trambahnen. Die Kapazität pro Zugverband wird damit von ca. 220 Fahrgästen in den bisher eingesetzten Zügen auf ca. 270 Fahrgäste wachsen.
Herbert König: „Doppeltraktionszüge sind in vielen Städten üblich. Die Vorteile gegenüber durchgehenden Zügen gleicher Länge liegen auf der Hand: In Schwachlastzeiten kann man einen Wagenteil abkoppeln, das spart Energie und Wartungskosten. Werkstätten müssen nicht aufwändig für längere Züge umgebaut werden. Und wenn sich in späteren Jahren wäh-rend der rund 30-jährigen Lebensdauer der Trambahnen das Fahrgastaufkommen verändert, kann man mit den einzelnen Zugteilen auch andere Einsatzstrategien realisieren, man ist also flexibler."
Geplant ist die Beschaffung von 9 Doppeltraktionszügen für die Linien 20 und 21. Die dadurch frei werdenden 34 Meter langen Züge mit ca. 220 Plätzen sowie weitere 4 Züge dieser Länge, die ebenfalls neu beschafft werden sollen, werden dann auf der Linie 16 zwischen St. Emmeram und Romanplatz eingesetzt; sie ersetzen dort kleinere, 27 Meter lange Züge mit nur knapp 160 Plätzen, erhöhen damit also auch auf den beiden anderen genannten Streckenabschnitten das Platzangebot signifikant. Im Gegenzug werden 13 ältere der 27-Meter-Züge nicht mehr modernisiert, sondern bald nach Lieferung der neuen Züge abgestellt.
Wenn die vorgeschriebenen Beschaffungsschritte nach dem europäischen Vergaberecht planmäßig laufen und die Finanzierung abschließend geregelt ist, könnte die Bestellung der insgesamt 13 neuen Züge noch Ende dieses Jahres erfolgen. Ein Einsatz könnte dann eventuell Ende 2017 beginnen, allerdings abhängig auch von den angebotenen Lieferzeiten der potenziellen Hersteller. Bis dahin müssen und können einzelne Haltestellen im Bereich der Linien 20 und 21 an die längeren Züge angepasst werden.
Herbert König: „Wir sind weiterhin auf Wachstum des Nahverkehrs in München programmiert. Das gilt für U-Bahn, Tram und Bus gleichermaßen. Im Interesse der Fahrgäste, die das alles bezahlen müssen, ist es sehr wichtig, dass wir dabei planvoll vorgehen und den erwarteten Nachfragezuwachs jeweils auf die wirtschaftlichste Weise bewältigen. Deshalb haben unsere Spezialisten auch verschiedene Varianten für die Kapazitätserweiterung sorgfältig geprüft. Das nun vorgesehene Konzept mit dem Einsatz längerer, gekoppelter Züge auf den Linien 20 und 21 und dem Ersatz kleinerer durch größere Züge auf der Linie 16 hat sich als das eindeutig sinnvollste herausgestellt."
Gleichzeitig mit dieser geplanten Festbestellung wollen SWM/MVG auch verschiedene Optionen ausschreiben, also Fahrzeuge, die zu einem späteren Zeitpunkt je nach Bedarf abgerufen werden können. Die genauen Zahlen der Optionen stehen gegenwärtig noch nicht fest; sie sollen aber bereits den eventuellen künftigen Bedarf für zusätzliche Fahrzeuge im Falle der Realisierung weiterer Neubaustrecken und den ungefähr ab 2023 beginnenden Ersatzbedarf für Züge aus den 90-er Jahren umfassen. König: „Unser Ziel dabei ist, von den potenziellen Herstellern ein Modulkonzept angeboten zu kommen, mit dem dann je nach Be-darf unterschiedliche Fahrzeuglängen mit weitgehend gleicher technischer Kon-zeption möglich werden. Das hilft, die Unterschiedlichkeit von Ersatzteilen und Werkstatteinrichtungen zu begrenzen und wird dann letztlich auch Zulassungspro-zesse erleichtern."