(21.12.2016)
Der Einsatz automatisierter Fahrzeuge, die Vernetzung der Fahrzeuge untereinander sowie deren Verknüpfung mit weiteren Möglichkeiten der digitalen Welt bieten für das Schweizer Verkehrssystem interessante Perspektiven. Die Grenzen zwischen öffentlichem und individuellem Verkehr werden sich zunehmend verwischen. Das geht aus einem Bericht hervor, den der Bundesrat an seiner Sitzung vom Mittwoch, 21. Dezember 2016 verabschiedet hat. Er präsentiert darin eine Auslegeordnung zur vernetzten Mobilität und erläutert die Aktivitäten des Bundes in diesem Bereich.
Das schweizerische Verkehrssystem ist effizient, zuverlässig und sicher. Weil die Mobilität kontinuierlich wächst, ein steter Ausbau aber teuer ist und in der dicht besiedelten Schweiz räumlich an Grenzen stösst, wird die bessere Nutzung der vorhandenen Kapazitäten immer wichtiger. Die Digitalisierung im Mobilitätsbereich hat das Potenzial, die Effizienz unseres Verkehrssystems markant zu verbessern. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht, den der Bundesrat in Erfüllung eines Postulats von Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer unter Federführung des Bundesamts für Strassen (ASTRA) erstellen liess. „Automatisierte und vernetzte Fahrzeuge werden den Strassenverkehr noch sicherer machen, den Verkehr verflüssigen und eine bessere Ausnützung der Kapazitäten ermöglichen“, lautet das Fazit.
Der Bundesrat geht davon aus, dass automatisierte Fahrzeuge in den nächsten 15 bis 25 Jahren einen beträchtlichen Anteil der zugelassenen Strassenfahrzeuge ausmachen werden. Mit der Einführung der automatisierten Fahrzeuge könnte der Strassenverkehr noch sicherer und komfortabler werden, und sie könnten neuen Nutzergruppen wie Betagten, Menschen mit Behinderungen und Kindern einen einfacheren Zugang zur (Auto)-mobilität ermöglichen.
Fliessende Grenzen zwischen öffentlichem und individuellem Verkehr
Auch für den öffentlichen Verkehr ermöglichen die neuen technologischen Entwicklungen interessante Perspektiven. Insbesondere auf den kurzen und mittleren Distanzen sowie in ländlichen Regionen dürften neue Angebotsformen wie Sammeltaxis, Car-Sharing-Modelle und andere linien- und fahrplanunabhängige Angebote die heutigen öV-Angebote ergänzen und teilweise auch ersetzen. Die Grenzen zwischen öffentlichem und individuellem Verkehr dürften sich zunehmend verwischen. Die Strasse dürfte durch den vermehrten Einsatz automatisierter Fahrzeuge zusätzlich an Bedeutung gewinnen.
Wenn die neuen Möglichkeiten der automatisierten Fahrzeuge hauptsächlich für den Komfortgewinn und zusätzliche Angebote im Individualverkehr genutzt werden, könnte die Auslastung der einzelnen Fahrzeuge indes auch sinken - und als Folge davon könnten sich die Kapazitätsprobleme auf der Strasse verschärfen. Erhöhter Flächenbedarf, sinkende Energieeffizienz, zusätzlicher Energieverbrauch und eine stärkere Luftbelastung wären dann die Folgen. Die Auswirkungen auf die Umwelt hängen jedoch davon ab, wie Gesellschaft und Wirtschaft mit den neuen technologischen Möglichkeiten umgehen: Entscheidend ist, die automatisierten Fahrzeuge klug mit der digitalen Welt zu kombinieren.
Vielfältige Aktivitäten des Bundes
Der Bund begleitet die neuen Möglichkeiten mit grossem Interesse und ist auf verschiedenen Ebenen bereits aktiv. Es sind u.a. folgende Arbeiten im Gang: 2015 hat das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) erstmals einen Pilotversuch mit einem selbstfahrenden Strassenfahrzeuge bewilligt, weitere Pilotversuche folgten. Im Rahmen des Aktionsplans „Digitale Schweiz“ werden derzeit im UVEK unter der Federführung des Bundesamts für Kommunikation (BAKOM) verschiedene Elemente der Digitalisierung vertieft. Mit dem „Leitbild Mobilität“ ist das UVEK ausserdem daran, die Grundsätze für die Bedeutung und den Umgang mit den neuen technologischen Möglichkeiten auf nationaler Ebene festzulegen. Gestützt darauf werden die aktuellen Mobilitätskonzepte und Infrastrukturprogramme sowie die raumplanerischen Konzepte des Bundes überprüft und bei Bedarf angepasst. Das ASTRA hat zudem ein Forschungsprojekt lanciert, um Wissenslücken zu schliessen und die Forschung zu diesem zukunftsweisenden Thema zu fördern.