(08.07.2014)
Beschäftigte der Industriebetriebe am Erfurter Kreuz können ab August ihren Arbeitsplatz besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Das ermöglicht eine jetzt vorgestellte Kooperation, die faktisch die Ausweitung des Tarifsystems im Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT) auf die Region um Ichtershausen, Thörey und Arnstadt darstellt.
Am Erfurter Kreuz befindet sich das bedeutendste Industrie- und Gewerbegebiet Thüringens. Die Beschäftigten dort und in den benachbarten Gewerbegebieten Arnstadt, Ichtershausen, Thörey und Neudietendorf kommen zu einem Großteil aus dem Ilm-Kreis, dem Stadtgebiet Erfurt und dem Landkreis Gotha und müssen täglich zum Arbeitsplatz pendeln. Vier verschiedene Regional- und Stadtbuslinien erschließen die Region aus Richtung Erfurt, Neudietendorf und aus Arnstadt.
Einen gemeinsamen Fahrschein können die Pendler bisher allerdings nicht verwenden, weder für den Busverkehr noch für die Bahn oder innerstädtische Straßenbahnen. Der Landkreis Gotha und die Stadt Erfurt bieten als Mitglieder des Verkehrsverbunds Mittelthüringen diesen Ein-Ticket-Service bereits an. Das bisherige Tarifgebiet des VMT endet jedoch an den Grenzen des Ilm-Kreises. Fahrgäste, die von außerhalb in die Linien der Regionalbus Arnstadt GmbH umsteigen, sind derzeit noch gezwungen, mehrere Fahrscheine zu lösen. Dies stellt Mehraufwand und -kosten für den Fahrgast dar; die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs im Verkehrsgebiet „Erfurter Kreuz" leidet darunter. Diese Situation verhindert, dass das erhebliche Fahrgastpotential im Verkehrsgebiet „Erfurter Kreuz" durch die öffentlichen Verkehrsmittel optimal erschlossen wird. Die Forderungen von verschiedensten Interessenverbänden nach einem einheitlichen Tarifsystem am Verkehrsgebiet „Erfurter Kreuz" unterstreichen dies.
Im Sinne eines umweltgerechten und ressourcenschonenden Verkehrssystems haben sich Petra Enders, Landrätin des Ilm-Kreises, Konrad Gießmann, Landrat des Landkreises Gotha, und Andreas Bausewein, Oberbürgermeister der Stadt Erfurt, sowie Christian Carius, Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, über eine Tarifharmonisierung im Verkehrsgebiet „Erfurter Kreuz" verständigt. Ziel ist es, eine Verlagerung des zunehmenden Pendlerverkehrs vom Pkw auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu erreichen.
Die Landkreise, die Landeshauptstadt und der Freistaat als Aufgabenträger im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) haben deshalb die Tarifsysteme inklusive der Fahrgastströme innerhalb des Gebietes bewerten lassen. Auf dieser Grundlage wurden Vorschläge für eine einheitliche Tarifgestaltung erarbeitet. Hierbei stellte sich die Ausweitung des Gebietes des Verkehrsverbundes Mittelthüringen um das „Erfurter Kreuz" als zweckmäßigste Lösung heraus. Diese Forderung machten sich die Verwaltungschefs zu Eigen.
„Alle Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen im ÖPNV sind gesetzlich zur Zusammenarbeit verpflichtet", sagt Verkehrsminister Christian Carius bei der Unterzeichnung einer Erklärung zur Tarifkooperation in Arnstadt. „Im Verkehrsverbund Mittelthüringen ist diese Kooperation mit einem einheitlichen Tarif und abgestimmten Fahrplänen weit vorangeschritten. Das Land unterstützt deshalb den Verbundtarif mit Ausgleichsleistungen von jährlich rund 1,7 Millionen Euro. Nach der Erweiterung des Verkehrsverbundes Mittelthüringen vor drei Jahren durch Gotha und Gera begrüße ich daher die sinnvolle Ergänzung des Tarifverbundes um das Gewerbegebiet bei Arnstadt."
„Die Integration des „Erfurter Kreuz" in den Verkehrsverbund Mittelthüringen ist ein wichtiger Schritt zum Zusammenwachsen der Regionen, zur Förderung des Wirtschaftsstandortes und über Verwaltungsgrenzen im öffentlichen Personennahverkehr hinweg. Mit dem Tarifverbund gestalten wir gerade für unsere Arbeitnehmer und Arbeitnehmer aus dem Nachbarkreis Gotha und dem Stadtgebiet Erfurt eine nutzerfreundliche Anbindung. Dies fördert auch den Umstieg vom Individualverkehr auf umweltfreundlichen ÖPNV, bietet eine echte Alternative zum Pkw und leistet damit einen aktiven Beitrag zum Schutz unserer Umwelt.", sagt die Landrätin des Ilm-Kreis Petra Enders.
„Die Tarifkooperation macht das Arbeiten am Erfurter Kreuz einmal mehr attraktiver und ist damit Wirtschaftsförderung in Reinform. Sie sollte nicht zuletzt als deutliches Signal an die angesiedelten Unternehmen verstanden werden: Die Region – sprich unsere beiden Landkreise und die Landeshauptstadt – engagieren sich aktiv, um die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Wirtschaften weiter zu verbessern", so Gothas Landrat Konrad Gießmann.
„Die Tarifkooperation ist ein richtiges Zeichen in Sachen Umweltschutz und dokumentiert darüber hinaus die gute Zusammenarbeit im Wirtschaftsraum Mittelthüringen. Ich bin zuversichtlich, dass zukünftig viele Erfurterinnen und Erfurter das Auto zu Hause stehen lassen.", sagt der Oberbürgermeister der Stadt Erfurt Andreas Bausewein.
Nun soll für das Verkehrsgebiet „Erfurter Kreuz" vom 1. August 2014 bis zum 31. Dezember 2016 mit gemeinsamer Unterstützung der vier ÖPNV-Aufgabenträger eine Tarifkooperation zwischen der Regionalbus Arnstadt GmbH und dem Verkehrsverbund Mittelthüringen erprobt werden. Durch die Tarifkooperation soll eine verbesserte Attraktivität des ÖPNV-Angebotes ein somit deutlicher Fahrgastzuwachs auf den Verbindungen zum Industrie- und Gewerbegebiet Erfurter Kreuz" erzielt werden. Zur Kontrolle werden die Fahrgastzahlen auf den betroffenen Relationen dokumentiert. Am Ende der Probephase wird das Tarifmodell evaluiert. Bei Erreichen der genannten Zielstellungen werden der Landkreis Ilm-Kreis, der Landkreis Gotha, die Stadt Erfurt und der Freistaat Thüringen weitere Maßnahmen zur Verstetigung der Tarifkooperation veranlassen und unterstützen.
Zudem ergeben sich in Zukunft Verbesserungen im Reiseverlauf. So werden bereits zum Fahrplanwechsel am 1. August einige Verbesserungen der Umsteigebeziehungen zu bemerken sein. In nächsten Schritt wird durch die Stadt Arnstadt eine Rendezvous-Haltestelle im Industrie- und Gewerbegebiet „Erfurter Kreuz" gebaut. Sie soll 2015 eingeweiht werden und dann das Umsteigen erleichtern und die Feinverteilung zu den Arbeitsplätzen im Gewerbegebiet ermöglichen.