(16.12.2014)
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert, hat den dieselbetriebenen Regionalverkehr im Linienstern Mühldorf im Rahmen eines wettbewerblichen Verfahrens freihändig vergeben. Den Zuschlag hat der derzeitige Betreiber der Strecke, die Südostbayernbahn (SOB), erhalten, die zum DB-Konzern gehört. Zum Wettbewerbsprojekt „Linienstern Mühldorf" gehören die Regionalverkehrsstrecken München Hbf – Mühldorf, Mühldorf – Simbach, Mühldorf – Burghausen, Mühldorf – Rosenheim, Mühldorf – Passau, Landshut (Bay) Hbf – Mühldorf – Salzburg Hbf, Traunstein – Garching (Alz)/Traunreut, Wasserburg (Bf) – Grafing Bf – München Ost, Rosenheim – Prien – Aschau und Traunstein – Waging sowie die Gäubodenbahn Bogen – Straubing – Neufahrn (Niederbay) – Landshut (Bay) Hbf.
„Mit der Vergabe an die SOB sichern wir nicht nur das für Nieder- und Oberbayern wichtige Regionalverkehrsangebot, sondern können zudem auf Teilstrecken einige Verbesserungen realisieren. Nicht zuletzt erhalten wir mit den Bestellungen wichtige Arbeitsplätze in der Region", so Johann Niggl, Geschäftsführer der BEG.
Sicherung des bestehenden Angebots mit Verbesserungen
Die BEG sichert mit ihren Vorgaben das bestehende attraktive Fahrplanangebot im Linienstern Mühldorf, das bereits heute einen Stundentakt auf vielen Strecken umfasst. Im Knotenbahnhof Mühldorf wird es auch zukünftig sehr gute Anschlussverbindungen aus allen und in alle Richtungen geben. Das Angebot der SOB ermöglicht es der BEG ab Dezember 2016, das bestehende Fahrplanangebot zudem auf einigen Strecken zu verbessern. So werden Taktlücken zwischen München und Mühldorf geschlossen und ein zusätzlicher Spätabendzug bestellt. Zwischen Grafing Bahnhof und Wasserburg können Fahrgäste einen Stundentakt auch am Wochenende sowie zusätzliche Abendzüge nutzen. Ein zusätzlicher Abendzug zwischen Simbach und Mühldorf, zusätzliche Abendzüge zwischen Mühldorf und Burghausen und eine zusätzliche Fahrt je Richtung am frühen Abend zwischen Mühldorf und Freilassing runden das neue Angebot ab. Auch zwischen Rosenheim und Mühldorf ist ein täglicher Stundentakt mit erweitertem Abendverkehr vorgesehen. Hier sind jedoch noch technische Voraussetzungen zu schaffen.
Neue Loks und modernisierte Gebrauchtfahrzeuge
Die SOB wird im gesamten Netz auch weiterhin die bewährten Dieseltriebwagen der Baureihe VT 628 einsetzen, die seit 1994 sukzessive beschafft wurden. Auf der Strecke München – Mühldorf werden ab Betriebsaufnahme neben diesen Dieseltriebwagen ausschließlich klimatisierte Doppelstockzüge zum Einsatz kommen, die größtenteils mit einem barrierefreien Steuerwagen mit Niederflureinstieg und rollstuhlgerechtem WC ausgestattet sind. Die Doppelstockzüge werden überwiegend mit neuen Diesellokomotiven der Baureihe 245 verkehren, zum Teil auch mit den bewährten Diesellokomotiven der Baureihe 218. Die aktuell eingesetzten Fahrzeuge wird die SOB für die Fahrgäste bis 2016 in einen neuwertigen Zustand versetzen und die Innenräume sowie die Außenhüllen einer intensiven Grundreinigung und Wiederauffrischung unterziehen.
Vorgaben zu Tarif und Vertrieb
Der Fahrgast muss ohne besonderen Aufwand jederzeit einen Fahrschein kaufen können und an jeder Station umfassende Informationen darüber erhalten, wo Tickets zu erwerben sind. Dazu zählen sowohl Verbundfahrscheine als auch Fahrscheine für Regionalzüge gemäß DB-Tarif. Auch den Verkauf von Fernverkehrsfahrscheinen hat die SOB zugesichert. DB-Tarife und Sonderangebote, wie z. B. das Bayern-Ticket, werden anerkannt. Dies gilt auch für Verbundfahrscheine. Sollten die Verkehrsverbünde erweitert werden, dürfen damit keinerlei wirtschaftliche Nachteile für den Betreiber und keine zusätzlichen Kosten für den Freistaat entstehen. Zudem wird es neu eine Freizeitkarte, und weiterhin zu den bisherigen Konditionen das Traun-Alz-Ticket und das Südostbayern-Ticket geben.
Der personenbediente Verkauf mit jeweils mindestens 70 Stunden pro Woche, davon mindestens 12 Stunden am Wochenende, wird den Fahrgästen in München Hbf, München Ost, Landshut (Bay) Hbf, Straubing, Passau, Rosenheim, Traunstein, Prien am Chiemsee und Mühldorf zugesichert. In Markt Schwaben, Dorfen, Altötting, Grafing Bahnhof, Freilassing und Wasserburg (Inn) wird eine Öffnungszeit von mindestens 45 Stunden pro Woche an Werktagen garantiert, in Burghausen und Vilsbiburg werden es an Werktagen mindestens 35 Stunden pro Woche sein. In Simbach, Pocking, Eggenfelden und Pfarrkirchen wird der personenbediente Verkauf durch die Fahrdienstleiter gewährleistet. Die SOB hat außerdem zugesichert, dass in den personenbedienten Verkaufsstellen die Nahverkehrstarife für die ausgeschriebenen Verkehre und darüber hinaus zu allen deutschen Tarifpunkten sowohl Nahverkehrs- als auch Fernverkehrsfahrscheine (IC/EC, ICE) sowie ausgewählte Auslandsrelationen verkauft werden. Die Einrichtung eines Kundencenters in Mühldorf hat die SOB ebenfalls zugesagt. Dort erhält der Fahrgast weitere Serviceleistungen und Informationen, wie z. B. Fundsachenverwaltung, Auskünfte über touristische Sehenswürdigkeiten oder aktuelle Kultur- und Sportveranstaltungen.
Qualität und Fahrgastinformation
Auch in Sachen Qualität stellt die BEG detaillierte Anforderungen an die Südostbayernbahn. So müssen beispielsweise monatliche und jährliche Vorgaben für die Pünktlichkeit sowie konkrete Vorgaben zur Anschlusssicherung beachtet werden. Eine Teilnahme am BEG-Qualitätsmesssystem ist ebenso obligatorisch wie das Einspeisen von Echtzeitdaten in das „durchgängige elektronische Fahrgastinformations- und Anschlusssicherungssystem" (DEFAS) der BEG. Die Auskünfte werden im BEG-eigenen Auskunftsportal, dem Bayern-Fahrplan – sowohl auf www.bayern-fahrplan.de als auch in der Bayern-Fahrplan-App – zur Verfügung gestellt.
Verbesserungen vor Vertragsbeginn 2016
Deutliche Angebotsverbesserungen können Fahrgäste schon vor Inkrafttreten des neuen Vertrages nutzen. So fährt die SOB nach Fertigstellung des Streckenausbaus des sogenannten Filzenexpresses zwischen Wasserburg und Grafing Bahnhof schon seit Fahrplanwechsel im Dezember 2014 an Wochentagen im Stundentakt. Das Angebot wird durch zusätzliche Abendzüge und neue direkte Berufsverkehrszüge zwischen Wasserburg und München ergänzt. Zudem hat die BEG ab Mühldorf nachmittags zwei zusätzliche Fahrten in Richtung Rosenheim bestellt.
Außerdem sollen ab Dezember 2015 – nach Inbetriebnahme des neuen Haltepunktes Traunstein-Klinikum und einer Neugestaltung des Busverkehrs – zwischen Traunstein und Trostberg zusätzliche Schülerzüge und zwischen Traunstein und Traunreut der bisher nur an Freitagen und Samstagen fahrende Abendzug täglich verkehren. Auf der Strecke von Mühldorf bis Freilassing hängt eine weitere Verdichtung des Angebots unter anderem vom Baufortschritt des Bundesprojektes „Ausbaustrecke 38", dem vollständigen Ausbau inkl. Elektrifizierung der Strecke München – Mühldorf – Freilassing – Salzburg für den Güter- und Personenfernverkehr, ab. Dieses Projekt beinhaltet u. a. den zweigleisigen Ausbau der Teilstrecke Mühldorf – Tüßling, der bis Ende 2017 beendet sein soll. Auf der Strecke Hörpolding – Trostberg – Garching (Alz) wird die BEG bis auf weiteres nur an Wochentagen einzelne Züge bestellen.
Verfahrensart der freihändigen Vergabe
Bei dem Verfahren handelte es sich um eine freihändige Vergabe mit vorgeschaltetem Interessensbekundungsverfahren. Wie bei der öffentlichen Ausschreibung konnten sich alle interessierten Eisenbahnverkehrsunternehmen um die zu vergebende Verkehrsleistung bewerben.