(26.06.2013)
Fast ein Drittel aller tödlichen Arbeitsunfälle in Deutschland zwischen 2001 und 2010 sind laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin auf Stürze zurückzuführen, teilweise schon aus weniger als drei Metern Höhe. Hinzu kommt eine noch deutlich höhere Zahl an leichten und schweren Verletzungen. Grund für diese Unfälle sind meist fehlende Sicherheitsvorkehrungen. Vor allem beim Lackieren großer Fahrzeuge oder Bauteile wird oft noch mit wackeligen Leitern gearbeitet, da sich ungekapselte elektrische Hebebühnen wegen des Explosionsschutzes verbieten. Dabei gibt es inzwischen Hub-Lösungen, die mit derselben Druckluft betrieben werden wie auch die Lackier-Werkzeuge. Der Installationsaufwand wird dadurch minimiert und gleichzeitig der Arbeiter durch eine Vielzahl an konstruktiven Maßnahmen abgesichert. Beim Omnibus-Hersteller EvoBus GmbH beispielsweise kam es damit in über zehn Jahren nur zu einem einzigen leichten Sturz.
Leitern, egal ob Steh-, Tritt- oder Anlegeleiter, sollten für Arbeiten in der Höhe immer das letzte Mittel der Wahl sein: Zu unsicher ist ihr Stand und zu schlecht der Halt für die Person, die oben steht. Schon die Betriebssicherheitsverordnung stellt in Abschnitt 5.1.4 des zweiten Anhangs klar: „Die Benutzung einer Leiter als hoch gelegener Arbeitsplatz ist auf Umstände zu beschränken, unter denen die Benutzung anderer, sichererer Arbeitsmittel wegen der geringen Gefährdung und wegen der geringen Dauer der Benutzung oder der vorhandenen baulichen Gegebenheiten, die der Arbeitgeber nicht ändern kann, nicht gerechtfertigt ist." Der Auslegungsspielraum dieser Verordnung ist jedoch weit gefasst, so dass in der Praxis statt auf sichere oft auf günstige oder einfach zu handhabende Steighilfen zurückgegriffen wird. Speziell beim Vorbereiten und Lackieren großer Werkstücke bietet sich dazu die Leiter an, weil sie leicht umgesetzt werden kann – zumal herkömmliche Hebebühnen im Farbnebel der Lackierkabinen ohnehin nicht genutzt werden dürfen, da der elektrische Funke eine Explosion hervorrufen könnte.
Explosions- und Personenschutz durch Pneumatik
Dabei hat genau für diesen Bereich die norwegische Firma Reglo A.S. bereits vor über 30 Jahren zwei spezielle Typen von Hubarbeitsbühnen entwickelt, die rein mit Druckluft arbeiten und daher ATEX-konform keine Zündpunkte enthalten: den wandmontierten WALL-MAN und den mobilen LIFTMAN. Der Ex-Schutz war dabei jedoch nur ein Teil eines detaillierten Konzepts für die Sicherheit des Benutzers: Dies beginnt damit, dass nur eine Luftzuführung benötigt wird, da zum Beispiel Lackierpistolen direkt im Arbeitskorb angeschlossen werden können. Zusätzliche Stolperfallen werden so vermieden.
Die Hub-Pneumatik selbst ist so gestaltet, dass ein Sicherheitsventil ein plötzliches Entweichen der Druckluft und damit ein zu schnelles Absenken des Korbes verhindert. Zudem hängt die Bühne auch an einer Sicherheitskette, die das Elffache des vorgeschriebenen Gewichts abfangen kann und sich automatisch strafft, wenn der Korb sich auf ein Hindernis absenkt. So wird sichergestellt, dass er nicht abfällt, sobald die Barriere entfernt wird. Druckluftzylinder sorgen daneben auch beim horizontalen Teleskopieren für eine stabile Positionierung. Mittels einer pneumatischen Einfahrfunktion kann die Arbeitsbühne in Notfällen sogar vom Boden aus eingeholt werden, bei Druckverlust lässt sie sich jedoch ebenso manuell bewegen.
Verschiedene Modelle für Lackierkabinen oder freies Fahren in der Halle
Zur seitlichen Verfahrbarkeit wird der WALL-MAN, der eine Höhe von 4,5 m und einen Abstand von 2,6 m erreichen kann, mit einer Laufschiene für die oberen Räder an die Wand montiert, Führungsrollen überbrücken dabei sogar Schwellen. Da auch die unteren Räder auf der Wand laufen, ist sichergestellt, dass keine herumliegenden Gegenstände oder die Füße von Mitarbeitern beim Bewegen überrollt werden. Gummistopfen in der Schiene begrenzen den erlaubten Fahrbereich, zusätzlich wird zu den Enden hin automatisch die Geschwindigkeit reduziert. Ein eigenes Bremssystem hält die ganze Hub-Konstruktion zuverlässig an Ort und Stelle, erlaubt aber bei abfallendem Druck auch ein Verschieben von Hand.
Beim flexiblen LIFTMAN, der sich innerhalb des Anschlussbereichs der Druckluftleitung selbst im hochgefahrenen Zustand völlig frei bewegen lässt, war vor allem die Stabilität oberstes Gebot. Korbgewicht, vertikale Teleskopierung und Grundplatte wurden daher so aufeinander abgestimmt, dass er trotz der kleinen Basis von 1 x 0,8 m, die ihn sehr wendig macht, auch ausgefahren zur Maximalhöhe von 2,75 m um enge Kurven manövrieren kann, ohne zu kippen.
15 Jahre praktisch unfallfreies Arbeiten in der Höhe
Damit der Arbeiter auch beim Vornüberbeugen nicht herunterfallen kann, ist der Arbeitskorb ebenso wie die Laufschiene des WALL-MAN mit einer Öse ausgestattet, in die sich ein Sicherheitsgeschirr einhaken lässt. Darüber hinaus ist der Boden der Bühne rutschfest gestaltet. Die Türen zum Korb – entweder seitlich oder frontal – schließen und verriegeln sich selbsttätig. Ein versehentliches Öffnen und das damit verbundene Absturzrisiko sind daher ausgeschlossen. Ergänzt wird das Sicherheitspaket für den Bediener auf der Arbeitsplattform durch Anschlüsse für Atemschutzmasken und eine Signalhupe.
Die Hebebühnen von Reglo sind TÜV-geprüft und CE-zertifiziert und bewähren sich weltweit bereits seit Jahren im Einsatz. Unter anderem arbeitet beispielsweise die EvoBus Gmbh seit 1998 mit den Anlagen und nutzt derzeit rund 40 LIFTMAN und sechs WALL-MAN zum Schleifen, Reinigen, Abdecken und Lackieren ihrer Buskarosserien. Vor der Anschaffung gehörten kleinere und größere Sturzverletzungen von Podest- oder Bockleitern regelmäßig zum Arbeitsalltag. Normale Arbeitslifte kamen für das Unternehmen aus Explosionsgefahr nicht in Frage, speziell gekapselte Systeme dagegen waren zu schwer und unhandlich, weshalb sie von den Mitarbeitern nicht akzeptiert wurden. Auch wären Aufladestationen für Batterieantriebe mit zusätzlichem Installationsaufwand verbunden gewesen. Druckluft steht dagegen kontinuierlich zur Verfügung und kann zudem von der Hallendecke eingespeist werden, wodurch der Arbeitsbereich der Werker nicht eingeschränkt wird. Seit der Einführung der Pneumatik-Hebebühnen vor 15 Jahren gab es dadurch nur einen einzigen kleinen Unfall und selbst dieser blieb ohne ernsthafte Folgen.