(24.04.2012)
Die BLS ist 2011 im Personen- und Güterverkehr erneut stark gewachsen. Der guten operativen Leistung steht jedoch ein unbefriedigender Konzerngewinn von CHF 0,2 Mio. gegenüber. Dieser fällt vor allem wegen der anhaltenden Euroschwäche und der notwendigen Pensionskassensanierung so niedrig aus. Um für die Herausforderungen der Zukunft und die wachsenden Mobilitätsbedürfnisse gerüstet zu sein, ist die BLS auf jährliche Gewinne von CHF 25 bis 30 Mio. angewiesen und verfolgt dazu eine Effizienzsteigerungsstrategie.
Das Jahr 2011 ist für die BLS durch ein erfreuliches operatives Wachstum geprägt: Im Personenverkehr stieg die Leistung um 3,4 Prozent auf 877.8 Mio. Personenkilometer. Per Bahn, Bus oder Schiff bewegte die BLS 55,672 Mio. Menschen, 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Güterverkehr blickt BLS Cargo mit einer Verkehrsleistung von 3 826,1 Mio. verkauften Nettotonnenkilometern auf eines der leistungsstärksten Jahre seit ihrer Gründung zurück. Auch die Infrastrukturbetreiberin BLS Netz AG legte leicht zu mit dem Verkauf von 13,7 Mio. Trassenkilometern. Durch Währungsverluste und den notwendigen Sanierungsbeitrag von CHF 18,1 Mio. an die Pensionskasse fiel das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) jedoch von CHF 21,2 auf 14,7 Mio., der Konzerngewinn von CHF 4,9 Mio. im Vorjahr auf CHF 0,2 Mio.
«Das reicht nicht aus», kommentiert Verwaltungsratspräsident Rudolf Stämpfli das Konzernergebnis. «Um unsere Pensionskasse zu sanieren, um die stetig steigende Nachfrage nach Verkehrsleistungen zu bewältigen und damit wir als Unternehmen innovativ sein können – dafür benötigen wir Gewinne von CHF 25 bis 30 Mio. jährlich.»
Bahn: Mehr und noch pünktlichere Züge, mehr Passagiere
Die Zahl der Bahnreisenden stieg auf 51,8 Mio. (+3,6 Prozent) und überschritt erstmals die 50-Millionen-Grenze. Das entspricht 142 000 Personen, welche die BLS jeden Tag mit der Bahn an ihr Ziel bringt: also der Einwohnerzahl der Städte Bern und Burgdorf zusammen. Zusammen legten sie 865 Mio. Kilometer zurück (+ 3.5%).
Verbessern konnte die BLS die Pünktlichkeit: 94,9 Prozent der Züge fuhren pünktlich ein (Vorjahr 94,2 Prozent). Die BLS baute das Angebot der S-Bahnen in Bern und Luzern sowie bei den «Lötschbergern» aus.
Einen weiteren Schwerpunkt stellten Flottenersatz und -erneuerung dar: Die neuen Doppelstockzüge befinden sich bei Stadler Rail im Bau; Ende 2012 werden die ersten der 28 Fahrzeuge ausgeliefert. Sie werden ab Fahrplanwechsel Dezember 2012 rund um Bern im Einsatz stehen. Ab Herbst 2012 ergänzen vier neue Züge die «Lötschberger»-Flotte, die damit auf 25 Kompositionen anwächst. Zudem schloss die BLS ein umfangreiches Projekt zur Auffrischung und Modernisierung von 152 Fahrzeugen weitgehend ab. Trotz Verkehrswachstum musste die BLS im regionalen Personenverkehr Bahn eine Verschlechterung von CHF 4,2 Mio. gegenüber dem Vorjahr hinnehmen und für 2011 einen Verlust von CHF 0,3 Mio. ausweisen.
Leichter Frequenzrückgang bei Bus, Schiff und Autoverlad
Bei der BLS Schifffahrt waren 896 000 Passagiere auf Thuner- und Brienzersee unterwegs, 17 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies lag zum einen am späten Saisonstart, am verregneten Juli und an den ausbleibenden ausländischen Touristen. Negativ wirkte sich auch die Ausdünnung des Fahrplans aus: Er verlor für die Tagesausflügler an Attraktivität. So resultierte ein Verlust von CHF 1,2 Mio. In der aktuellen Schiffsaison 2012 will die BLS mit einem quantitativ und qualitativ stark verbesserten Angebot eine Trendwende bewirken: mit einer längeren Saison, mit mehr Schiffkursen und sichergestellten öV-Anschlüssen.
Der starke Franken, die Unwetter im Oktober und die lawinenbedingten Strassensperrungen im Dezember wirkten sich auf die Frequenzen beim Autoverlad aus: Die Zahl der transportierten Fahrzeuge durch den Lötschberg-Scheiteltunnel ging um 4 Prozent auf 1,291 Mio. zurück. Die BLS konnte sich mit dem Preisüberwacher auf eine differenzierte Tarifanpassung einigen; die Rentabilität bleibt trotzdem kritisch. Der Autoverlad schliesst mit einem leicht positiven Ergebnis von CHF 0,46 Mio. Wegen Frequenzrückgängen und Mehrkosten infolge höherer Trassenpreise ist in den nächsten Jahren mit schlechteren Ergebnissen zu rechnen.
Auch die Busland AG schloss das Geschäftsjahr 2011 erfolgreich ab: Zwar sank die Zahl der transportierten Personen auf den Buslinien im Emmental um 4,7 Prozent auf 3,01 Mio. Passagiere, dennoch konnte die Busland AG einen Gewinn von rund CHF 24 000 (Vorjahr rund CHF 87 000) erwirtschaften.
BLS Netz AG: Infrastruktur immer stärker ausgelastet
Durch die insgesamt höhere Nachfrage im Personen- und Güterverkehr steigerte die BLS Netz AG den Verkauf um 0,4 Prozent auf 13,738 Mio. Trassenkilometer. Sie weist einen Gewinn von rund CHF 71'000 aus. Einen Schwerpunkt setzte die BLS Netz AG bei der Umsetzung ihrer Strategie zur Effizienzsteigerung. Sie plante und realisierte zahlreiche Bau- und Sanierungsprojekte. Im alpenquerenden Güterverkehr auf der Lötschbergachse erzielte die Tochtergesellschaft der BLS – auch durch die baubedingten Einschränkungen auf der Gotthardachse – einen Zuwachs von 18,7 Prozent auf 1860,2 Mio. Bruttotonnenkilometer. Der Lötschberg-Basistunnel entwickelt sich zunehmend zu einem Nadelöhr: Er war stärker nachgefragt als im Vorjahr und durchschnittlich zu 80 Prozent ausgelastet. Seit der Inbetriebnahme 2007 sind 128 323 Züge (Stichtag 31.12.2011) durch den Tunnel gefahren.
Ende 2011 fiel der Startschuss für das wichtigste Bauinfrastrukturprojekt der BLS seit dem Lötschbergbasistunnel. Der Bund erteilte alle notwendigen Genehmigungen und Bewilligungen für den rund CHF 200 Mio. teuren Doppelspurausbau auf der Strecke Rosshäusern-Mauss.
Güterverkehr: BLS Cargo hat Marktposition gestärkt
BLS Cargo konnte trotz schwieriger Rahmenbedingungen den Marktanteil im Schweizer Transitverkehr von 43 Prozent festigen, neue Kunden gewinnen und mehr Güter zuverlässig durch die Alpen transportieren denn je. Mit 3826,1 Mio. Nettotonnenkilometern wurde das Niveau des bisherigen Spitzenjahres 2008 erreicht. BLS Cargo schloss mit einem positiven Betriebsergebnis (EBIT) von CHF 4,2 Mio. ab. Wegen der Euroschwäche kam es wie im Vorjahr zu hohen Währungsverlusten. Die Massnahmen des Bundes zur Abfederung der Euroschwäche kompensierten diese zum Teil, so dass das Jahresergebnis mit einem Verlust von CHF 0,5 Mio. nur knapp ungenügend ausfiel.
Ausblick: Für eine nachhaltige Mobilität sind höhere Gewinne nötig
Was unternimmt die BLS in den nächsten Jahren, um die steigende Nachfrage im Personenverkehr zu bewältigen und gleichzeitig ihre Effizienz zu steigern? «Wenn mehr Kunden den öV nutzen, muss auch die BLS wachsen», so Verwaltungsratspräsident Stämpfli an der Bilanzmedienkonferenz vom 24. April 2012 in Bern. «Dazu investieren wir in unsere Flotte, stärken die Instandhaltung, modernisieren die Werkstätten, sanieren und unterhalten Bahnhöfe, Bahnübergänge und das Schienennetz.»
Darüber hinaus betonte Stämpfli, dass die BLS sich als zweitgrösstes Bahnunternehmen der Schweiz auch künftig in die verkehrspolitische Diskussion einbringen wird. Schwerpunkte sind hier das Engagement für eine weitergehende Liberalisierung des Schienenverkehrs. Die BLS fordert einen starken Regulator und Rahmenbedingungen, die allen Transportunternehmen die gleichen Chancen geben. «Wir begrüssen den Wettbewerb», hielt Stämpfli fest. «Dadurch profitieren Bahnkunden und Besteller von Kostensenkungen und Innovationen.» Weiter macht sich die BLS stark für die rasche Erweiterung des Bahnhofs und des Knotens Bern, den Ausbau des Aaretals und für den Vollausbau des Lötschberg-Basistunnels.
Um das Konzernergebnis künftig zu verbessern, setzt die BLS strategisch auf eine Effizienzsteigerung in allen Unternehmensbereichen. CEO Bernard Guillelmon erklärte an der Bilanzmedienkonferenz, dass hier 2011 mit umfassenden Neuorganisationen im Unternehmen schon viel bewegt worden sei. Als Beispiele nannte er die Schaffung des Bereichs Bahnproduktion und die substanzielle Stärkung der Informatik. «Wir wollen unsere Strategie umsetzen: die Qualität steigern, Kosten senken und noch näher bei unseren Kunden sein», so Guillelmon, «damit unsere Kundinnen und Kunden von einem vielfältigen und preiswerten Angebot profitieren».