(16.11.2011)
RMV-Aufsichtsrat stimmt der Vergabe der S-Bahnen an die DB zu. Verbund kann Rekorde bei Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit verbuchen. Fahrgastzahlen steigen ebenfalls. Drohende Kürzung von Landesmitteln und fehlende Infrastruktur trüben den Ausblick.
Der Aufsichtsrat der Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH (RMV) hat unter Vorsitz von Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth die Geschäftsführung berechtigt, die DB Regio über das Jahr 2014 hinaus mit dem gesamten S-Bahn- Betrieb zu beauftragen. Zuvor hatte die DB in drei getrennten, etwa 17 Monate dauernden, wettbewerblichen Verfahren für alle drei zu vergebenden Teilnetze die wirtschaftlichsten Angebote abgegeben. Die Linien S1, S7, S8 und S9 sollen jetzt mit einer Laufzeit von 22 Jahren vergeben werden, die Linien S3, S4, S5 und S6 sowie separat die Linie S2 für jeweils 15 Jahre.
Im derzeitigen Fahrplan leisten die S-Bahnen mit 13,5 Millionen Zugkilometer ein Drittel der Betriebsleistungen im Zugverkehr des RMV, befördern aber zwei Drittel der Fahrgäste. Wie RMV-Geschäftsführer Prof.
Knut Ringat in der Sitzung mitteilte, können mit den erzielten Ergebnissen zahlreiche Verbesserungen für die Kundinnen und Kunden des RMV erreicht werden. Details dazu können jedoch erst dann ausführlich der Öffentlichkeit präsentiert werden, wenn der jetzige Beschluss des Aufsichtsrates in rund zwei Wochen zu einer rechtlich nicht anfechtbaren Zuschlagserteilung führt.
Dass der Verbund auch jetzt schon Fortschritte bei der Qualität erzielt, konnte Ringat mit vielen Zahlen belegen, die den positiven Trend der Vorjahre fortsetzen: Mit dem Stand Oktober hat die S-Bahn einen neuen Pünktlichkeitsrekord von 96,5 Prozent erreicht, eine Steigerung um mehr als
2 Prozentpunkte zum Vorjahr. Um immerhin noch 1,5 Prozentpunkte steigerte sich die Pünktlichkeit der DB-Regionalzüge auf fast 92 Prozent. Die vor fast einem Jahr von der Hessischen Landesbahn in Betrieb genommene Main-Lahn- Sieg-Strecke kommt auf fast 94 Prozent. Als pünktlich gelten die genannten Züge bei einer Abweichung von weniger als sechs Minuten beziehungsweise fünf Minuten (Main-Lahn-Sieg).
Auf den Linien, die mit Pünktlichkeitswerten von weniger als drei Minuten Abweichung bestellt wurden, konnte die DB sich auf der Taunusstrecke (RMV- Linie 20) und im Südhessennetz (Linie 75) um bemerkenswerte fünf Prozentpunkte auf 89,35 Prozent beziehungsweise um zwei Prozentpunkte auf mehr als 88 Prozent steigern. Ähnlich schnitt die neue, im Dezember von der VIAS übernommene, RheingauLinie ab: 88.8 Prozent.
Neben der Pünktlichkeit ist auch wichtig, dass der RMV den potenziellen Kundinnen und Kunden den Weg ins System Öffentlicher Verkehr erleichtert.
Dazu legt die RMV-Aufsichtsratsvorsitzende und Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth besonderen Wert darauf, dass der Verkehrsverbund neue Technologien einsetzt: „Daher begrüße ich als Oberbürgermeisterin einer innovationsfreudigen Großstadt, dass der RMV jetzt seine Jahreskarte elektronisch auf den Markt bringt. Und die schon seit längerem angebotene Möglichkeit des Ticketkaufs per Handy kommt immer besser an. Mehr als 50.000 Fahrkarten monatlich werden bereits auf diese für Spontanreisende besonders attraktive Art verkauft", hob Roth hervor.
Im Resultat steht ein erneuter Zuwachs an Fahrgästen, deren Anzahl sich im Jahr 2010 um 7 Millionen auf 667 Millionen erneut steigerte. „Für mich ist es kein Zufall, dass gleichzeitig die Kundinnen und Kunden unser Angebot auch besser benoten: Als Schulnote erhalten wir zurzeit 1,89. Vor etwa einem Jahr, worüber wir uns ebenfalls gefreut haben, lag die Note ganz knapp unter der 2. Die gesteigerte Angebotsqualität, beispielsweise bei den Informationen auf den Bahnsteigen und in den komfortableren Neufahrzeugen führen sicherlich dazu, dass mehr Fahrgäste mit uns unterwegs sind." sagte Ringat.
Ob dieser positive Trend anhalten wird? Diese Frage stellten sich angesichts drohender Kürzungen von Landesmitteln die kommunalen Vertreter im Aufsichtsrat. Die Landesregierung hatte deutlich gemacht, dass sie im Entwurf des Haushalts eine Kürzung von 20 Millionen Euro bei den hessischen Verkehrsverbünden vorsieht. RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat kündigte dazu an, dass er für das kommende Fahrplanjahr 2011/2012 weder die Fahrpreise zusätzlich zum üblichen Niveau erhöhen noch Leistungen bei den Verkehrsunternehmen abbestellen möchte.
Aber wenn das Land bei seinen Sparbeschlüssen für die kommenden Jahre bleibe, dramatisiere sich die Lage: Dann müsse der Aufsichtsrat 2012 über außergewöhnliche Fahrpreissteigerungen und/oder Angebotskürzungen für die nächste Fahrplanperiode entscheiden. Zusätzlich verschärft werde die Lage, weil gleichzeitig „eine riesige Kostensteigerung auf uns zurollt", so
Ringat: „Nach jetzigem Stand muss der RMV im nächsten Jahr rund acht Millionen Euro mehr für die Nutzung von Schienenstrecken und Stationen überweisen." Problematisch auch die Engpässe auf den Schienen, die im Ballungsraum Rhein- Main auftreten, sich aber auch auf ganz Deutschland auswirken. Hierzu kündigte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Dr. André Kavai
(Main-Kinzig-Kreis) an, dass die Kommunen im RMV gemeinsam mit dem Land Hessen nicht nachlassen würden, die Berliner Politik zu einem größeren Engagement für Neu- und Ausbauten zu bewegen „Nur wer den Schienenverkehrs- Knoten Rhein-Main stärkt, verbindet die über Deutschland verstreuten Einzelprojekten zu einem sinnvollen Ganzen", so Kavai.