(15.09.2016)
Die Berliner Verkehrsbetriebe haben Grund zu feiern. Eine der bekanntesten Straßenbahnen Berlins, die Tatra, hat Geburtstag. 40 Jahre ist sie jetzt schon in Berlin unterwegs. Anlässlich dieses Jubiläums überreichte Klaus-Dietrich Matschke, Bereichsleiter Straßenbahn, am heutigen Donnerstag, den 15. September 2016, eine restaurierte Tatra für die Sammlung historischer Fahrzeuge der BVG an den Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin.
Aber nun erstmal ganz von vorne: Die Tatra-Wagen wurden vom tschechoslowakischen bzw. tschechischen Hersteller ÈKD Tatra mit Sitz in Prag produziert. Die verschiedenen Tatra-Modelle fuhren in fast allen Ostblockländern, wobei in Berlin die Reihe KT4D zum Einsatz kam. KT steht für kloubovy tramway (tschechisch: Gelenkwagen), 4 für die Anzahl der Achsen und D für Deutschland.
Am 11. September 1976 wurde die erste Tatra in Berlin auf der damaligen Linie 75 zwischen Hackescher Markt und Betriebshof Weißensee in Betrieb genommen. Obwohl das Modell eigentlich für kleinere und mittlere Betriebe und eher kurvenreiche und bergige Strecken konzipiert war, entschied man sich in Berlin für die KT4D als Nachfolger der damals eingesetzten Rekowagen. Von 1976 bis 1990 sollten die wichtigsten Linien auf KT4D umgestellt werden und die Erschließung der Neubaugebiete erfolgen.
Zwischen 1976 und 1997 kamen insgesamt 582 Tatras in Berlin zum Einsatz. Heute zählt der Bestand der Tatra-Züge in Berlin noch 79 Fahrzeuge, die in den kommenden Monaten nach und nach ausrangiert werden. 40 Wagen verbleiben als strategische Reserve hinsichtlich der wachsenden Stadt bis 2019 im Bestand der BVG. Auch von den modernisierten KT4D werden sicherlich ein, zwei Fahrzeuge einen Platz in der historischen Sammlung auf dem Betriebshof Köpenick finden. So wie die Tatra, die heute übergeben wurde.
Der Wagen aus dem Baujahr 1986 wurde von Experten der BVG und des Denkmalpflegevereins restauriert und in den Originalzustand der frühen 1980er versetzt. Von der Bestuhlung, der Außenlackierung bis hin zu den begehrten „Lada Rückleuchten“ ist nun alles wieder beim Alten. Auch die Frontscheinwerfer vom legendären Skoda S100 bis hin zu den verchromten Scheibenwischer haben wieder ihren Platz gefunden. Der Wagen ist ein wahres Schmuckstück geworden.
Die Sammlung historischer Straßenbahnen hat vor knapp einem Jahr ein neues und ebenfalls geschichtsträchtiges Dach über dem Kopf erhalten. Der Straßenbahnbetriebshof Köpenick wurde im Jahr 1903 in Betrieb genommen und steht unter Denkmalschutz. Zwischen 1993 und 1999 wurde der Betriebshof denkmalgerecht saniert und umgebaut.
Gerne möchte die BVG mit Berlinerinnen und Berlinern sowie interessierten Gästen am Sonntag, den 18. September das kleine Jubiläum feiern. Zwischen 10 und 17 Uhr starten alle 20 Minuten historische Tatra-Fahrzeuge zu Non-Stop-Rundfahrten. Auf unterschiedlichen Routen sind die Wagen ab der Endhaltestelle S+U Alexanderplatz/Dircksenstraße unterwegs. Der Sonderfahrschein kostet 3,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro. Der eingenommene Betrag kommt dem Denkmalpflege-Verein zugute.