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(09.02.2016)

Stadt und Land, Eisenbahn und Straßenbahn, KVG und HLB: Die Straßenbahntrasse von Kassel bis Hessisch Lichtenau ist Synonym für zahlreiche stabile Partnerschaften. Vor zehn Jahren, am 28. Januar 2006, wurde der Abschnitt zwischen Helsa und Hessisch Lichtenau eröffnet und damit die rund 22 km lange Lossetalstrecke komplettiert. Für die Regionalbahn Kassel GmbH (RBK), ein Gemeinschaftsunternehmen von KVG und die HLB, war diese Schienenverbindung nach der Streckeneröffnung Baunatal im Jahr zuvor das zweite gemeinsam realisierte Tram Train-Projekt, dass den Straßenbahn- mit dem Eisenbahnbetrieb verknüpft.


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Großer Bahnhof für die Tram: Als der vierte und damit letzte Streckenabschnitt der Lossetalbahn zwischen Helsa und Hessisch Lichtenau am 28. Januar 2006 nach rund gut anderthalbjähriger Bauzeit offiziell in Betrieb genommen wurde, war die Zahl der Besucher kaum zu zählen. Dicht an dicht drängten sie sich in der blauen Straßenbahn, die erstmals diese neue, rund 9,6 km lange Strecke befuhr, und trotzten der klirrenden Kälte bei strahlendem Sonnenschein an den Haltestellen entlang der Trasse. Einen regelrechten Publikumsansturm gab es an der Wendeschleife Kreuzrasen in Hessisch Lichtenau, wo die Jungfernfahrt endete und anschließend das Festprogramm begann.

Daran erinnerte Hessisch Lichtenaus Bürgermeister Jürgen Herwig, der die Trasseneröffnung persönlich erlebt hatte, in dem heutigen Pressetermin anlässlich zehn Jahre Lossetalbahn. „Wir hatten dieses Ereignis mit großer Freude erwartet, denn nach der Stilllegung der Waldkappeler Bahn bedeutete der Betriebsbeginn nach 21 Jahren wieder den Anschluss der Lossetalgemeinden an den Schienen-Personennahverkehr“, ergänzt sein Amtskollege Thilo Küthe aus Helsa und fügt hinzu: „Wir erkennen durch die Straßenbahn einen entscheidenden Standortvorteil für unsere Gemeinde. Bei uns lebt es sich gut, und auch Jugendliche sowie Senioren haben kurze Wege in das Oberzentrum Kassel.“

„Der Erfolg der Lossetalbahn zeigte sich sehr rasch“, sagte Dr. Thorsten Ebert, neben Veit Salzmann Geschäftsführer der Regionalbahn Kassel GmbH (RBK). „Allein zwischen 1999 und 2001 waren die Fahrgastzahlen gegenüber dem Busverkehr um 50 Prozent gestiegen. Heute nutzen jährlich mehr als 2,1 Millionen Menschen die Straßenbahnen zwischen Hessisch Lichtenau und der Haltestelle Kaufungen-Papierfabrik.“ Doch hier ist für die Tram 4 noch längst nicht Schluss. Wer zu ihrem Endpunkt über den Bahnhof Wilhelmshöhe am Mattenberg reisen möchte, hat rund 36 km ohne Umstieg zurückgelegt. Damit ist die Tram 4 die mit Abstand längste Linie im gesamten Streckennetz von RBK und KVG.

Vor allem Berufspendler und Schüler wissen die Bahnverbindung zu schätzen. 18 barrierefreie Haltestellen und sechs Park&Ride-Parkplätze bieten den Zustieg auf kurzen Wegen für Pendler, die nicht in der Nähe einer Station wohnen. Alle Haltestellen sind mit elektronischen Fahrplananzeigern ausgestattet.

Klassifiziert als Nebenbahn kombiniert die Lossetaltrasse auf gut 22 km von der Kasseler Haltestelle „Lindenberg“ bis Hessisch Lichtenau die Betriebsordnung Straßenbahn (BOStrab) mit der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung (EBO). Auf etwa 18 km gelten die Regeln der EBO, die höhere Anforderungen an die Infrastruktur, die Bahnen und die Ausbildung des Fahrpersonals stellt. Zudem verlangt die komplexere Streckentechnik mehr Investitionen als dies bei einer reinen Straßenbahnstrecke der Fall wäre.

Ein wenig Historie und Zusatzinformationen

Pläne, das Kasseler Straßenbahnnetz in östlicher Richtung bis Hessisch Lichtenau zu erweitern, datieren bereits aus Ende der 1980-er Jahre. Schwung erhielt die Diskussion jedoch vor allem mit dem Abschluss der Verträge zum Bau der Baunataltrasse im Jahr 1990, die die RBK GmbH fünf Jahre später mit der Straßenbahnlinie 5 in Betrieb nahm. 1990 begann die KVG auf eigene Rechnung mit der Vorplanung für eine Lossetalbahn, 1997 erfolgte der Spatenstich für das Projekt.

Am 2. Oktober 1998 eröffnete die RBK GmbH den 1. Bauabschnitt von Kassel-Lindenberg bis zur Wendeschleife Kaufungen-Papierfabrik für den Straßenbahnverkehr. Im gleichen Jahr erwarb das Unternehmen den Abschnitt bis Hessisch Lichtenau von der DB AG, Eigentümerin der Bahnstrecke Kassel-Waldkappel, zum symbolischen Preis von 1,00 DM.

Die Inbetriebnahme des 2. und 3. Bauabschnitts von der Wendeschleife Kaufungen-Papierfabrik bis zur Haltestelle „Im Steinhof“ unmittelbar hinter dem Bahnhof Helsa erfolgte am 10. Juni 2001, im Dezember 2001 stellte die DB AG ihren Kohlezugverkehr auf der Trasse ein.

Mit der Eröffnung des 4. Bauabschnitts am 28. Januar 2006 von Helsa bis zum Bahnhof Hessisch Lichtenau war die Lossetalstrecke komplett.

Acht Gleichrichterunterwerke, die von der KVG-Leitstelle überwacht werden, versorgen den Schienenweg mit 600 Volt-Gleichstrom. Darüber hinaus ist die KVG-Leitstelle für die zentrale Betriebssteuerung der elektronischen Stellwerke am Bahnhof Oberkaufungen und im Bahnhof Fürstenhagen verantwortlich. Den Betrieb und die Wartung der Eisenbahninfrastruktur organisiert die HLB. Für den Fahrbetrieb und die Infrastruktur ist die RBK GmbH mit ihren Geschäftsführern Veit Salzmann (HLB GmbH) und Dr. Thorsten Ebert (KVG AG) zuständig.

Die gut 22 km lange Trasse wird überwiegend eingleisig, teils mit Begegnungsstellen, geführt. Lediglich etwa 6,5 km sind zweigleisig.

Weitere Stimmen zu der Tramtrasse durch das Lossetal

Uwe Schmidt, Landrat des Landkreises Kassel: „Die Lossetalbahn ist ein Paradebeispiel dafür, dass sich Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr zur besseren Anbindung des ländlichen Raums mit einem Oberzentrum für alle Beteiligten lohnen. Die Entscheidung, Geld für den Ausbau des schienengebundenen ÖPNV in die Hand zu nehmen, benötigt manchmal etwas Mut – Mut, der sich bei der Lossetalstrecke ausgezahlt hat. Wer heute mit der Bahn zum Stiftsweihnachtsmarkt nach Kaufungen oder zum Start der Wanderung zur Königsalm fährt, weiß es zu schätzen, den PKW stehen lassen zu können. Ohne Parkplatzsorgen zur Arbeit oder zum Einkaufen in die Kasseler City zu fahren, ist eine spürbare Steigerung der Lebensqualität und schont den Geldbeutel.“

Stefan Reuß, Landrat des Werra-Meißner-Kreises: „Die Lossetalbahn bis Hessisch Lichtenau fahren zu lassen, ist nach wie vor ein großer Vorteil für unseren Kreis. Als Wohnstandort und als Wirtschaftsfaktor hat sie sich bewährt.“

Wolfgang Rausch, Geschäftsführer des NVV: „Die Lossetalbahn ist ein wesentlicher Bestandteil des nordhessischen Schienenangebotes, bei dem Tram, RegioTram und Eisenbahn aufeinander abgestimmt und miteinander verknüpft sind. Diese Qualität wollen wir im Lossetal beibehalten, da sowohl der städtische als auch der ländliche Raum weiter von der direkten Anbindung zwischen Stadt und Region profitieren werden. Schon heute erfreuen sich Baugebiete mit attraktivem ÖPNV-Anschluss großer Beliebtheit. Daher sehen wir die Lossetalbahn auch als Mittel gegen den demographischen Wandel, denn wer eine gute Verbindung zu Schule und Arbeitsplatz hat, kann auch auf dem Land wohnen und muss nicht in die Stadt ziehen.“

Bruno Jerlitschka, Geschäftsführer der früheren KVC GmbH, erinnert sich lebhaft an ein spezielles Ereignis im Planungsstadium der Trasse: „Nachdem die Trasse dann für die Querung der Kammmolche (Triturus cristatus) speziell ausgebaut wurde, damit die Tiere unter den Schienen hindurchkrabbeln konnten, mussten wir nachweisen, dass eine Verwirbelung der Tiere nicht stattfindet. In nächtlichen Monitoring-Aktionen entlang der Strecke während der Wanderzeit der Tiere vom Winter- in das Laichquartier, beobachteten wir, mit Helm, Warnweste und Taschenlampe ausgestattet, die Tiere unter dem vorbeifahrenden Tramfahrzeug. Wir konnten uns und die Genehmigungsbehörde davon überzeugen, dass die Tiere ganz friedlich unter der Bahn sitzen blieben. Die Kammmolche liefen anschließend gesund und munter weiter.“

Klaus Reintjes, Leiter des Bereichs Betrieb und Verkehr und damit des KVG-Fahrpersonals: „Für unsere Mitarbeiter im Fahrdienst war es zum Beginn der Betriebsaufnahme schon eine besondere Herausforderung vom bisher üblichen Fahren auf Sicht sich auf ein Fahren mit Zugsicherung umzustellen. Bei höheren Geschwindigkeiten müssen im Straßenbahn- und Eisenbahnverkehr andere Sicherheitsanforderungen erfüllt werden, die Technik übernimmt Aufgaben, für die der Fahrer sonst alleine verantwortlich ist.“

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