(30.11.2011)
Die Entscheidung des Kartellgerichtes, dass auch die WESTbahn-Züge in das Kursbuch der ÖBB sowie in den Online-Fahrpläne „Scotty" und „Scotty mobile" aufgenommen werden müssen, wird von probahn ÖSTERREICH sehr begrüßt. Diese Entscheidung ist im Sinne der Fahrgäste, weil dadurch eine volle Transparenz über das innerösterreichische Fahrplan-Angebot gegeben ist. probahn hätte es allerdings lieber gesehen, wenn die ÖBB von sich aus diesen Schritt gesetzt hätten – als eine faire Geste trotz des bestehenden Wettbewerbes. Der Vergleich mit den Fluglinien hinkt, weil die Bahnbetreiber gemeinsam die Bahninfrastruktur nutzen müssen.
probahn ÖSTEREICH setzt auch darauf, dass nach der heißen Phase des Starts der WESTbahn am 11. Dezember 2011, in der die beiden Konkurrenten einander mit „Schnäppchenpreisen" unterbieten, letztlich beiderseitig das Bestreben Platz gewinnt, durch Kooperationen noch stärker zu werden. In Deutschland hat die Bahnliberalisierung dazu geführt, dass sowohl private Bahnbetreiber als auch die DB AG Fahrgastzuwächse hatten.
Aus Fahrgastsicht steht die beiderseitige Anerkennung der Fahrkarten an, um sowohl mit den ÖBB als auch mit der WESTbahn unterwegs sein zu können. Unterscheidungsmerkmale sollten eher durch die Qualität des Reisens – wie Fahrplanangebotl, Kundenservice, Pünktlichkeit, Komfort etc. - deutlich werden. Der beste Weg wäre die Einführung des Österreich-Tickets (analog dem Schweizer Generalabo) für alle regionalen und innerstädtischen Verkehre.
Das Generalabo in der Schweiz hat jährliche Zuwachsraten von fünf und mehr Prozent erzielt und erreicht vor allem neue Kunden. Der Ausspruch des Schweizer SBB-Chefs Andreas Meyer kürzlich bei einer Podiumsdiskussion in Wien „Die Schweizer lieben ihre Bahn mehr als ihre Nachbarn" macht deren Affinität zur Bahn deutlich. Dabei ist den Fahrgästen wenig bewusst bis egal, ob der Betreiber nun SBB oder Jura-Bahn etc heißt.
probahn ÖSTERREICH vermisst in dieser Phase der Auseinandersetzung eine klare Handschrift von Verkehrsministerin Doris Bures, hier ausgleichend und vermittelnd einzugreifen: einerseits dadurch, dass sie das Österreich-Ticket als Klimaschutz-Projekt verwirklicht, andererseits jene Strecken, die nicht eigenwirtschaftlich betrieben werden können, in einem fairen Wettbewerb ausschreibt, z. B. Salzburg – Graz, Linz – Graz.
Der Kampf um die Fahrgäste der Westbahnstrecke darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Fahrplanangebot „inneralpin" zu wünschen übrig lässt und die Regionalverkehre mit Bahn und Bus in den Tagesrandzeiten großteils nur mit dem Auto bewältigbar sind.