(13.05.2013)
Die Deutsche Bahn wehrt sich seit Jahren erfolgreich gegen Buntmetalldiebstahl. Die Zahl der Diebstähle ist im vergangenen Jahr 2012 – erstmals seit Jahren – leicht zurückgegangen. So wurden bei der DB mit etwa 2.700 Diebstählen rund zehn Prozent weniger Taten gezählt, als noch im Jahr 2011. Jedoch ist die DB nach wie vor eines der am häufigsten geschädigten Unternehmen bundesweit. Besonders betroffen sind die neuen Bundesländer, was möglicherweise auf die geringer ausgelastete Verkehrsinfrastruktur und die Nähe zu Osteuropa zurückgeführt werden kann.
Allein in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden im Jahr 2012 fast 1000 Diebstähle registriert. Gegenüber 2011 sind in Mitteldeutschland die Gesamtzahlen insgesamt um rund 18 Prozent zurückgegangen.
- Südost (gesamt): 1141 Fälle (2011) / 931 Fälle (2012)
- Sachsen: 522 Fälle (2011) / 465 Fälle (2012)
- Sachsen-Anhalt: 550 Fälle (2011) / 379 Fälle (2012)
- Thüringen: 69 Fälle (2011) / 87 Fälle (2012)
Welche Auswirkungen hat Kabeldiebstahl für die DB?
Die Auswirkungen von Buntmetalldiebstahl sind für die Deutsche Bahn gravierend: Allein der materielle Schaden für die DB lag 2012 bundesweit bei 17 Millionen Euro, einem Plus von zwei Millionen Euro. Neben dem Sachschaden haben Kabeldiebstähle oftmals gravierende Auswirkungen auf den Betriebsablauf. So haben Kabeldiebe 2012 mehr als 240.000 Verspätungsminuten verursacht. Über 17.000 Züge waren betroffen. So muss in der Regel eine Strecke vorübergehend gesperrt werden, wenn die Erdungskabel der Oberleitung oder Telekommunikationskabel für die Leit- und Sicherungstechnik gestohlen werden. Dies hat Zugausfälle oder Verspätungen zur Folge.
Wie geht die DB gegen Metalldiebstähle vor?
Die Deutsche Bahn geht mit großem Nachdruck gegen diese Form der Kriminalität vor und setzt dafür ein ganzes Maßnahmenpaket ein:
Dazu gehören der verstärkte Einsatz von Sicherheitspersonal in Uniform und Zivil im Rahmen von Bestreifungen und verdeckten Ermittlungseinsätzen. So konnten im Jahr 2012 nach Aussage der Bundespolizei im Bahngebiet mit 558 Festnahmen mehr Täter gestellt werden als im Vorjahr. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Zusammenarbeit mit den Metallhändlern, um diese für Diebesgut zu sensibilisieren und so die Absatzkanäle für Metalldiebe zu reduzieren.
Nach einer rund einjährigen Erprobungsphase, die Ende 2012 abgeschlossen wurde, kommt zunehmend auch „künstliche DNA" als unsichtbare Markierungsmethode von Kabeln und Buntmetallen zum Einsatz. So will das Unternehmen deutschlandweit an neuralgischen Punkten Streckenabschnitte mit künstlicher DNA markieren.
Darüber hinaus geht die DB verstärkt dazu über, wertvolle Kupferkabel durch alternative Materialien wie Stahl zu ersetzen, die für die Diebe weniger interessant sind. Dies ist beispielsweise im Zusammenhang mit Erdungskabeln sehr gut möglich.
Gegen die Täter geht die DB auch zivilrechtlich vor und fordert konsequent Schadensersatz ein. So können bei Buntmetall im Wert von 100 Euro schnell mehrere hunderttausend Euro Schadenersatz zusammenkommen. Es werden nicht nur der Materialschaden, sondern auch die Kosten der Auswirkungen auf den Zugverkehr in Rechnung gestellt.
Was ist „künstliche DNA"?
Die Grundsubstanz der herkömmlichen künstlichen DNA besteht aus synthetisch hergestellten DNA-Molekülen, die man mit einem „Barcode" vergleichen kann. Die Substanz wird unter strengen Qualitäts- und Sicherheitskriterien im Labor hergestellt und lässt sich in unendlich vielen verschiedenen, jeweils einmaligen Codierungen produzieren.
Bei der jetzt in Leipzig angewendeten Variante der künstlichen DNA handelt es sich um eine technische Weiterentwicklung, bei der die organischen Nukleinbasen durch eine besondere Mischung keramischer Bausteine ersetzt wurden. Durch diese Keramik-Codierung ist es gelungen, die forensische DNA-Markierung noch robuster gegen äußere Einflüsse zu machen. So ist sie nicht nur äußerst wetterbeständig, sondern lässt sich auch nach mechanischen Einwirkungen wie beispielsweise der Zerkleinerung des Trägermaterials („shredding"), der Einwirkung von Säuren und sogar Verbrennungen noch eindeutig nachweisen. Somit lässt sich das Diebesgut mittels künstlicher DNA zu jeder Zeit und in jedem Stadium zweifelsfrei identifizieren und zuordnen.
Neben der künstlichen DNA enthält die Markierungsflüssigkeit auch mikroskopisch kleine Metallplättchen, auf die mit Hilfe von Laser ein einmaliger Code aufgebracht wird. Diese Metallplättchen ermöglichen mit Hilfe eines Mikroskops die exakte Lokalisierung und Identifizierung eines definierten Abschnitts der Bahnstrecke.
Warum wird künstliche DNA gegen Kabeldiebstahl eingesetzt?
Die Markierung von Buntmetallen mit künstlicher DNA liefert die für erfolgreiche polizeiliche Ermittlungen erforderliche Verlinkung zwischen Tatverdächtigen, Diebesgut und Tatort. Denn die mit künstlicher DNA markierten Kabel können von der Polizei schnell und einfach einem Eigentümer und einem konkreten Tatort zugeordnet werden. Hierdurch entsteht für Kabeldiebe oder Hehler ein erhebliches Risiko, während des Diebstahls selbst, aber auch während des Transports, der Verarbeitung oder beim Verkauf von gestohlenem Material gestellt und überführt zu werden. Denn auch bei der Verarbeitung vom Material und sogar beim Entfernen der Isolierung hinterlässt die Markierung für die Polizei brauchbare Spuren am Verarbeitungsplatz und an den Werkzeugen. Künstliche DNA kommt bei der DB nach einer entsprechenden Probephase zunehmend zum Einsatz, da die Erfahrungen positiv sind. In den entsprechend gekennzeichneten Einsatzgebieten ist eine spürbare Reduzierung der Diebstahlzahlen feststellbar.
Wie wird künstliche DNA aufgetragen?
Die Kabel können sowohl äußerlich als auch unterhalb der Isolierschicht im Kabelkern, bereits beim Hersteller oder vor Ort mit der künstlichen DNA versehen werden. Die Anwendung der Markierung wird im Sinne des Abschreckungsziels unter anderem mit Hilfe von Warnschildern gut sichtbar angekündigt. Es steht der Polizei aber auch künstliche DNA in Form von Gels oder Sprays zur Verfügung, die sich bei Berührung auf den Täter und die von ihm verwendeten Werkzeuge übertragen. Diese können beispielsweise für verdeckte Diebesfallen eingesetzt werden.
Wie kann künstliche DNA nachgewiesen werden?
Die Markierung von Kabeln mit künstlicher DNA ist für das menschliche Auge zunächst unsichtbar, lässt sich aber mit UV-Licht (Schwarzlicht) lokalisieren. Verdächtiges Kabelmaterial kann damit von der Polizei bei Routine-Kontrollen oder Ermittlungen einfach und schnell auf UV-Spuren überprüft werden. Wird eine UV-Aufleuchtung festgestellt, können die in der Markierung aufgefunden Microdust-Partikel mit einer kleinen Mikroskop einfach ausgelesen werden. Über diesen Code kann so das gefundene Kabelmaterial in der Datenbank nicht nur dem Eigentümer, sondern auch der konkreten Bahnstrecke und damit dem Tatort zugeordnet werden.
Die künstliche DNA auf Keramik-Basis ermöglicht darüber hinaus die schnelle Spurensuche und Zuordnung von zerkleinerten oder sogar verbranntem Material. Die keramischen Hightech-DNA-Spuren können in kleinsten Mengen mit einem speziellen Reader vor Ort nachgewiesen werden. Eine aufwendige Laboranalyse entfällt.
Hat künstliche DNA Auswirkungen auf die Umwelt?
Künstliche DNA und die verwendete Trägerflüssigkeit enthalten keine für die Umwelt schädlichen oder belastenden Komponenten.