(30.06.2011)
Spitzenvertreter des Freistaats Thüringen und der Deutschen Bahn AG (DB) haben sich heute zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage in Erfurt zu einem Spitzengespräch getroffen. Das Treffen fand unter der Federführung von Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Dr. Rüdiger Grube, statt. Im Mittelpunkt stand die künftige Fernverkehrserschließung des Freistaats nach der Inbetriebnahme der Aus- und Neubaustrecke Nürnberg–Erfurt–Leipzig/Halle–Berlin (Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8, VDE 8).
„Die Inbetriebnahme der VDE 8 wird ein neues Bahnzeitalter für Thüringen einläuten,“ so Dr. Grube. „Die neue Strecke bietet Thüringen die historische Chance, mit dem zentralen ICE-Knotenpunkt in Erfurt in die verkehrliche Mitte Deutschlands zu rücken. Das Land wird insgesamt davon profitieren, dass die Reisezeiten in alle Richtungen kürzer und komfortabler werden.“
Grube wies aber auch darauf hin, dass es vor allem auf den heutigen Thüringer Fernverkehrsstrecken eine Anpassung des Angebots geben wird. „Wir bauen jetzt die VDE 8, um künftig unseren Kunden schnellere Fernverkehrsverbindungen nach Berlin, München, Frankfurt (Main) oder Leipzig anzubieten. Mit Blick auf die Saalebahn oder die Thüringer Bahn werden wir gemeinsam mit dem Freistaat daran arbeiten, adäquate Fernverkehrsprodukte so in den künftigen Nahverkehr zu integrieren, dass eine maximale Flächenwirkung für ganz Thüringen erzielt werden kann.“ Dies sei ein offener Prozess, den alle beteiligten Partner, darunter auch Vertreter der betroffenen Regionen und Städte, konstruktiv vorantreiben müssten. Darauf habe man sich gemeinsam mit dem Freistaat und den Oberbürgermeistern der Städte Jena und Weimar verständigt.
Ein weiteres wichtiges Thema war die Fernverkehrsanbindung der Stadt Weimar. Die Deutsche Bahn hat die Vertreter der Stadt Weimar dazu heute noch einmal informiert, dass zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 eine Ausweitung der aktuell rund 30 Fernverkehrshalte pro Tag am Bahnhof Weimar nicht möglich ist. Gründe sind die enge zeitliche Fahrplantaktung auf der Fernverkehrsstrecke sowie die komplexen Anschlussbeziehungen in den Knoten Leipzig und Frankfurt (Main).
„Wir prüfen aber auch künftig vor jedem Fahrplanwechsel alle verfügbaren Optionen, um Verbesserungen für Weimar in Form weiterer Fernverkehrshalte realisieren zu können. Darüber hinaus arbeiten wir natürlich gemeinsam mit der Industrie mit Hochdruck daran, die Neigetechnik an unseren ICE T-Zügen schnellstmöglich wieder in Betrieb zu nehmen,“ sagte Dr. Grube.
In diesem Zusammenhang verständigten sich die DB und der Oberbürgermeister der Stadt Weimar, Stefan Wolf, darauf, gemeinsam spezielle Marketingangebote zu entwickeln, um sowohl für Besucher die Anreise zur Kulturhauptstadt durch besondere Preismaßnahmen attraktiver zu gestalten als auch den Bewohnern der Stadt Weimar besondere Angebote für Fernreisen zu bieten. Weiterhin wird die DB für die Bewerbung der Stadt Weimar bahneigene Werbeflächen in Fernverkehrszügen zur Verfügung stellen.
Die Einführung des neuen Fahrplankonzepts mit einer verminderten Zahl von Fernverkehrshalten in Weimar war im Dezember 2010 notwendig geworden, da die auf den Strecken Berlin–Leipzig–Nürnberg–München und Frankfurt (Main)–Fulda–Erfurt–Leipzig–Dresden fahrenden ICE-T-Züge seit 2008 ohne Neigetechnik fahren und sich damit auf den genannten Strecke die Fahrzeiten verlängern. Ziel war es, den Kunden trotz abgeschalteter Neigetechnik einen stabilen Fahrplan anzubieten.
Darüber hinaus verständigten sich der Oberbürgermeister von Jena, Dr. Albrecht Schröter, und die DB darauf, die geplante Sanierung des Bahnhofs Jena Göschwitz im Rahmen des geplanten zweigleisigen Ausbaus der Mitte-Deutschland-Verbindung (MDV) mit dem dort vorgesehenen Stadtentwicklungskonzept zu verknüpfen. Dafür soll der vorhandene Personentunnel des Bahnhofs in Richtung östliches Stadtgebiet verlängert werden, um dieses künftig besser für die Anwohner zu erschließen.