(23.06.2014)
Mit einer Tunneltaufe und einem symbolischen Tunnelanschlag wurde am 23. Juni 2014 der Baustart für den Albabstiegstunnel des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm gefeiert. Auf der Baustelle des nördlichen Tunnelportals in Dornstadt kamen Projektpartner, Mineure, Ingenieure und Wegbegleiter des Projekts zu den Feierlichkeiten zusammen. Mit dem Albabstiegstunnel ist nun bereits der vierte Tunnel auf der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm im Bau.
"Die Neuordnung des Bahnknotens und die Anbindung an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz werden den Wirtschaftsräumen im Südwesten einen wichtigen Schub geben. Ich freue mich, dass wir hier bei den Tunneln auf der Neubaustrecke und bei Stuttgart 21 inzwischen bereits rund sechs Kilometer im Berg sind", sagte Dr. Volker Kefer, Vorstand der Deutschen Bahn AG für Infrastruktur und Dienstleistungen.
Der Minister für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg, Winfried Hermann, erklärte, dass die Landesregierung die Neubaustrecke als ein bedeutsames Projekt ansehe, zu dem das Land einen beträchtlichen Zuschuss in Höhe von 950 Mio. Euro beisteuert. „Angesichts dieser hohen Summe ist es uns wichtig, dass das Bauvorhaben zeitgerecht fertiggestellt wird und die Strecke in Betrieb gehen kann. Allerdings gibt es noch weitere große und für die Schieneninfrastruktur herausragende Projekte im Land, die ebenfalls dringend vorangetrieben werden sollten. Dazu zählt der viergleisige Ausbau der Rheintalbahn wie auch die geplante Elektrifizierung der Südbahn."
Der Oberbürgermeister der Stadt Ulm, Ivo Gönner, betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Bahnprojekts auch über die Region Ulm hinaus: „Mit dem heutigen Anlass erfolgt ein weiterer wichtiger Schritt in der Umsetzung einer bedeutenden Verkehrsinfrastrukturmaßnahme, von deren Richtigkeit, Wirtschaftlichkeit und dem hohen Nutzen für die Menschen und der Wirtschaft der gesamten Region, wir in Ulm schon immer überzeugt waren", so Gönner.
In bergmännischer Tradition nahm Tunnelpatin Gerlinde Kretschmann, die Frau des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, nach der ökumenischen Segnung den symbolischen Tunnelanschlag vor. Eine Arbeitsgemeinschaft der Firmen Ed. Züblin und Max Bögl, die durch Edgar Schömig, Mitglied des Vorstands der Ed. Züblin AG, vertreten war, ist mit dem Bau des Albabstiegstunnels beauftragt.
Durch das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm wird der Bahnknoten Stuttgart neu geordnet und die Trasse an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz angebunden. Dadurch verkürzen sich die Reisezeiten im Fern- und Regionalverkehr substanziell; Kapazitätsengpässe auf der bestehenden Filstalstrecke werden beseitigt. Die Neubaustrecke wird von der Europäischen Union (EU) mitfinanziert und ist Teil des Ausbaus der europäischen Hochgeschwindigkeitsnetze.
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Tag der Offenen Baustelle
Am Montagnachmittag, 23. Juni 2014, öffnet die Bahn für die Bürger von 14:00 bis 20:00 Uhr mit einem Tag der Offenen Baustelle die Türen zur Portalbaustelle in Dornstadt.
Dabei können die Besucher einen Blick in den Rohbau des bereits hergestellten Tunnels werfen und Baustellengeräte besichtigen. Ingenieure der Bahn stehen hier für Fragen der Bürger bereit und geben Einblick in die Bautechnik. Auch das InfoMobil wird mit allgemeinen Informationen rund um das Bahnprojekt vor Ort sein.
Eine unmittelbare Zufahrt zur Baustelle mit dem Auto ist nicht möglich. Daher bitten wir Besucher, zum Sammelpunkt nach Dornstadt zu kommen (Bühl-Stadion, Im Mittelbühl 25, 89160 Dornstadt). Von dort ist ein Busshuttle direkt auf die Baustelle eingerichtet. Er verkehrt zwischen 14:00 – 19:30 Uhr im 15-Minuten-Takt zur Baustelle.
Für einen Imbiss vor Ort ist gesorgt.
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Zahlen, Daten, Fakten zur Neubaustrecke Wendlingen–Ulm:
Die Neubaustrecke umfasst die Planfeststellungsabschnitte Albvorland, Albaufstieg, Albhochfläche, Albabstieg sowie den Ulmer Hauptbahnhof. Parallel zur Neubaustrecke erfolgt auf der Albhochfläche der sechsstreifige Ausbau der Bundesautobahn A8 zwischen Hohenstadt und Ulm-West.
Gesamtstreckenlänge: 59,6 Kilometer
Tunnelstrecke: 30,4 Kilometer (davon auf rund 27 Kilometern jeweils zwei eingleisige Tunnelröhren)
Streckenhöchstgeschwindigkeit: 250 Stundenkilometer
Tunnel: neun, davon fünf länger als 500 Meter (Albvorlandtunnel 8.176 Meter, Boßlertunnel 8.806 Meter, Steinbühltunnel 4.847 Meter, Tunnel Widderstall 962 Meter, Albabstiegstunnel 5.940 Meter)
Eisenbahnüberführungen: 17 (unter anderem Neckarbrücke Wendlingen 136 Meter Länge, Filstalbrücken 485 Meter Länge und 85 Meter Höhe)
Straßenbrücken: 20
Höhenprofil: Beginn Neubaustrecke in Wendlingen am Neckar bei 271 Metern über Normalnull, höchster Streckenpunkt im Steinbühltunnel bei Hohenstadt bei 746 Metern über Normalnull, Ende Neubaustrecke im Hauptbahnhof Ulm bei 478 Metern über Normalnull; steilster Neubaustreckenabschnitt: 31 Promille Längsneigung
Finanzierung: Die Kosten betragen 3,26 Milliarden Euro. Der Anteil des Bundes beläuft sich inklusive der zur Verfügung gestellten EU-Mittel auf 2,31 Milliarden Euro und beinhaltet einen Inflationspuffer in Höhe von 370 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg trägt einen Baukostenzuschuss in Höhe von 950 Millionen Euro.
Geplantes Jahr der Inbetriebnahme: 2021
Reisezeiten: Die Reisezeit zwischen Stuttgart Hauptbahnhof und Ulm Hauptbahnhof verkürzt sich im Fernverkehr von heute 54 Minuten auf 31 Minuten und im Regionalverkehr von 60 Minuten auf 41 Minuten. Die Reisezeit von Ulm Hauptbahnhof zum Flughafen und zur Landesmesse in Stuttgart beträgt zukünftig im Fernverkehr nur noch 29 Minuten, im Regionalverkehr nur noch 33 Minuten.
Der Albabstiegstunnel im Detail:
Die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm schwenkt auf Höhe der Baustelle des nördlichen Tunnelportals in Dornstadt von der parallelen Bundesautobahn A8 ab. Sie unterquert im Albabstiegstunnel die Rommelkaserne, führt südwestlich an Ulm-Lehr vorbei und unterfährt das Lehrer Tal, bevor sie die Gleisanlagen des Hauptbahnhofs in Ulm erreicht.
Der Tunnel besteht aus zwei eingleisigen Tunnelröhren, die in Abständen von rund 500 Metern durch insgesamt elf Querschläge miteinander verbunden werden. Im Albabstiegstunnel mit dem Nordportal bei Dornstadt und dem Südportal in Ulm überwindet die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm von der Albhochfläche bis hinunter zu den Gleisanlagen im Hauptbahnhof Ulm etwa 95 Höhenmeter.
Der Tunnel wird in Spritzbetonbauweise gebaut. Neben den Vortriebsarbeiten vom Nordportal in Dornstadt in Richtung Ulm baut die Bahn im Lehrer Tal einen zusätzlichen Stollen, von dem aus der Vortrieb sowohl in Richtung Dornstadt als auch in Richtung Ulm erfolgen wird.
Das Kostenvolumen liegt bei rund 250 Millionen Euro. Seit dem technischen Baubeginn im April sind in den beiden Tunnelröhren von Dornstadt und im Stollen von Lehr aus über 300 Meter Tunnel hergestellt worden.