(13.09.2011)
Europas Bahnen wollen Schienenlärm im Güterverkehr halbieren
Am 9. September präsentierten Franz Seiser, Vorstand ÖBB Holding AG, Andreas Fuchs, Vorstand Rail Cargo Austria AG und Jean Pierre Loubinoux, Präsident des Internationalen Eisenbahnverbands UIC in Deutsch Wagram den "Europe Train". Seit Dezember rollt der Testzug quer durch Europa um eine neuartige Flüsterbremse - die LL-Sohle - zu prüfen und zur Serienreife zu bringen. Diese Bremssohle hat das Potenzial den Schienenlärm im Güterverkehr gegenüber den bisher verwendeten Grauguss-Bremsklötzen zu halbieren. Für das europäische Projekt ist Österreich mit seinen topografischen Verhältnissen von besonderer Wichtigkeit.
Nur gemeinsames Vorgehen in ganz Europa zeigt Wirkung
Alle neuen Güterwaggons werden bereits mit leiseren Bremssystemen ausgeliefert. Die Nachrüstung des bestehenden Fuhrparks erwies sich bisher aus Kostengründen als nicht durchführbar. "Es handelt sich nicht um ein nationales, sondern um ein europäisches Thema. Güterzüge machen nicht an den Staatsgrenzen Halt, sondern sie rollen quer durch ganz Europa. Eine sinnvolle Lärmreduktion kann nur dann erfolgen, wenn alle Bahnen und privaten Waggoneigentümer kooperieren und es europaweit einheitliche Regeln gibt. Beinahe die Hälfte aller in Europa verkehrenden Güterwaggons befindet sich im Eigentum von privaten Unternehmen", so Franz Seiser.
Bei erfolgreichen Tests Systemzulassung der Flüsterbremse ab 2012 möglich
Die nun im Teststadium befindliche Flüsterbremse soll unter der Schirmherrschaft der UIC in Kooperation der europäischen Bahnen die Zulassung erlangen und so eine in ganz Europa spürbare Entlastung für Bahnanrainer bringen. Güterwaggons mit Bremssystemen aus Gusseisen sind eine der größten Lärmverursacher auf der Schiene. "RCA ist im Gemeinschaftsprojekt ein wichtiger Partner. Wir wollen den Bahnlärm an seiner Quelle reduzieren. Ein Alleingang von RCA ist weder betriebswirtschaftlich vertretbar noch wirkungsvoll für die Bahnanrainer, denn diese würden weiterhin die lauteren Waggons von anderen Unternehmen wahrnehmen", so Andreas Fuchs. Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, ist die Verfügbarkeit der "LL-Sohlentechnologie" ab Ende 2012/Beginn 2013 möglich.
"Die UIC zusammen mit ihren Mitgliedern setzt sich mit ganzer Kraft dafür ein, die Schiene zum effizientesten, sichersten und nachhaltigsten Verkehrsträger im Dienste von Kunden und Gesellschaft zu machen", erklärte UIC Präsident Jean-Pierre Loubinoux in seinem Statement.
Neuartige LL - Bremssohle soll Lärm halbieren
Zusammengestellt aus verschiedenen Waggontypen, beladen mit diversen Gütern und gestellt von mehreren europäischen Eisenbahnunternehmen wird der Testzug bis Anfang des Jahres 2012 mehr als 200.000 Kilometer absolvieren, überwacht von Ingenieuren und Technikern der DB Systemtechnik. Die LL-Bremssohle hat das Potenzial den Schienenlärm im Vergleich zu herkömmlichen Grauguss-Bremsklötzen zu halbieren. Im Unterschied zur K-Sohle, die den Lärm in gleicher Weise halbiert, lässt sie sich mit deutlich reduziertem finanziellem Aufwand in die Bestandsflotte einbauen. "Grauguss-Bremsklötze reiben so stark an der Lauffläche der Waggonräder, dass diese rau wird und so beim Rollen über die Schienen mehr Lärm erzeugt als Räder mit einer glatten Lauffläche", fasst Andreas Fuchs die Vorteile des neuen Bremssystems zusammen.
Laufende Fahrzeugüberwachung durch ÖBB-Infrastrukturmessstellen
Während seiner zweiwöchigen Testphase in Österreich wird der "EuropeTrain" 10.000 km zurücklegen und dabei mehrere Teststellen passieren.
Örtliche Messstellen ermöglichen es, kontinuierlich, auf gleich bleibendem Qualitätsniveau Parameter des Fahrzeugstandes und der Oberbaubelastung zu erfassen. "Die Messungen erfolgen ohne Beeinflussung des Fahrbetriebs bei Regelgeschwindigkeit im Betriebsgleis", erklärte ÖBB Holding Vorstand Franz Seiser.
Auf diesen ÖBB-Infrastrukturmessstellen werden die schalltechnischen und die lauftechnischen Eigenschaften der vorbeifahrenden Waggons gemessen. "Für den EuropeTrain stellt Rail Cargo Austria als treibende Kraft für weniger Schienenlärm in Europa vier Waggons und die Traktion des Zuges in Österreich", so Andreas Fuchs, Vorstand Rail Cargo Austria.