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(10.02.2012)

Vorstellung der langen U-Bahn am 10. Februar in der Zentralwerkstatt. Verkehrsdezernent Majer und Stadtkämmerer Becker: Hohes Niveau halten und notwendige Investition in die Zukunft.

Er hat das Zeug zum Publikums-Liebling, aber besonders originell ist der neue „U5-50", wenn von der „falschen" Seite gefahren wird. Doch zum einen ist das für den Fahrgast-Betrieb eh nicht vorgesehen, zum anderen wäre der Zug dann auch keine so imposante Erscheinung.


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Sechs Drehgestelle, zwölf Achsen, drei Gelenke, 50 Meter lang – aber doch nur ein Zug: Das ist der neue U-Bahn-Wagen der VGF, der von Mitte Februar 2012 an auf den Linien U1, U2, U3 und U8 eingesetzt werden soll. Die Fahrzeuge des Typs „Flexity Swift" erhalten in Frankfurt die Bezeichnung „U5-50". Sie bestehen aus zwei jeweils 25 Meter langen Einheiten des von Bombardier Transportation (BT) produzierten und seit 2008 ausgelieferten Typs „U5". Während es sich bei den 2008 gelieferten Fahrzeugen um Zweirichtungswagen mit Fahrerkabinen an beiden Köpfen handelt, verfügen die im Dezember 2011 ausgelieferten Wagen 801 und 802 nur über eine Fahrerkabine und einen Notführerstand an der anderen Seite, mit dem der Zug bei Rangierfahrten oder Unfällen bewegt werden kann.

Für den Linienbetrieb werden die Fahrzeuge in der Mitte kurz gekuppelt, so daß ein durchgehender U-Bahnzug entsteht. Die VGF erhofft sich mit dem Einsatz dieser Bahnen eine Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühls ihrer Fahrgäste, zumal die abends als U-Bahn-Begleitung eingesetzten Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts nun den ganzen Zug ohne ständiges Umsteigen im Blick halten können.

Die VGF wird zunächst 92 dieser „Einrichter" erhalten, die dann zu 46 langen „U5-50"-Einheiten gekuppelt werden. Bis auf das Übergangsmodul und die fehlende zweite Fahrerkabine unterscheiden sich die Fahrzeuge nicht von den bis jetzt gelieferten Exemplaren. Getrennt werden sie nur auf dem Betriebshof, z.B. für die Waschanlage oder nach Unfällen. Dann müssen die beiden Teile auch separat in die Werkstätten zu überführen sein, weswegen in der Seitenwand am Faltenbalg, der den Übergang markiert, ein Hilfsführerstand eingebaut ist, der einfach ausgeklappt werden kann. Die abschließenden Glastüren sind im Fahrgastbetrieb offen und nicht zu sehen, der Trennungsvorgang dauert je nach Routine zwischen fünf und zehn Minuten.

Gewohnter Standard

Ansonsten verfügt der „U5-50" über den Qualitäts-Standard, den schon die kürzeren Wagen (bezeichnet als Typ „U5-25") seit drei Jahren setzen: Die Bahnen sind klimatisiert und mit Videoüberwachung sowie einem modernen Fahrgast-Informationssystem ausgestattet, das die nächsten Stationen, die dortigen Umsteigemöglichkeiten und die jeweilige Ausstiegsseite anzeigt. Die gelben Haltestangen verfügen über geriffelte Flächen zur besseren Griffigkeit, die Ausstiegsbereiche der acht Türen pro Seite sind durch ihre orangen Wandverkleidungen leicht zu erkennen. Ein normaler „U5-25" bietet 48 Sitz- und 136 Stehplätze; auf Grund einer wegen des Notführerstands veränderten Sitz-Anordnung am Übergang verfügt sein längerer Bruder über 94 Sitz- und mehr als die nominell 272 Stehplätze, da im Übergang – wenn das auch nicht unbedingt eine zum Verweilen einladende Komfortzone sein soll – mehr Platz vorhanden ist. Für Kinderwagen, Rollstühle oder Fahrräder stehen vier großzügig offene Abteile zur Verfügung, die jeweils in unmittelbarer Nähe dieser Bereiche liegenden Türe sind von außen mit einem gut sichtbaren gelben Balken an der Oberkante gekennzeichnet .

Großen Anteil an dieser mobilitätsgerechten Ausstattung der Fahrzeuge hatten bei ihrer Entwicklung vor 2008 der Fahrgastbeirat und die Frankfurter Behinderten-Arbeitsgemeinschaft (FBAG).

Mit der Produktion des ersten Fahrzeugs hat Bombardier zu Jahresanfang 2011 begonnen. Zwischen neun und zwölf Monaten dauert die Fertigung vom ersten unscheinbaren Rohbau bis zur komplett ausgestatteten und im Grunde einsatzbereiten Bahn. Dann kann das Fahrzeug – getrennt und auf zwei Sattelschlepper verladen – an die VGF geliefert werden, wo es weiteren Tests unterzogen wird, bevor es für den Fahrgastbetrieb freigegeben wird. Im Fall des ersten Exemplars erfolgte die Lieferung im November, nach Testfahrten in Frankfurt ist sein erster Linieneinsatz für Mitte Februar geplant.

Fuhrpark-Investitionen

Der am 10. Februar in der Stadtbahn-Zentralwerkstatt vorgestellte Zug gehört zu der Beschaffung von insgesamt 146 Fahrzeugen des Typs „U5" für rund 320 Millionen €. Diese Bahnen werden seit 2008 und noch bis 2015 geliefert. Im vergangenen Dezember hat der Aufsichtsrat der VGF der Beschaffung weiterer „U5"-Fahrzeuge zugestimmt: 40 „U5-25" und 19 „U5-50" ergeben insgesamt 78 neue 25-Meter-Einheiten, die Bombardier zwischen 2014 und 2017 ausliefern wird. „Die neuen Fahrzeuge sind notwendig, weil zum einen am westlichen Ende der Linie U5 eine Netzerweiterung ins Europa-Viertel ansteht, zum anderen weil auch die zu Beginn der 80er für die Linie U4 gekauften Bahnen ‚in die Jahre' kommen und ersetzt werden sollen", umschrieb Verkehrsdezernent Stefan Majer den Hintergrund dieser erneuten Bestellung bei Bombardier. „Wir müssen das hohe Niveau halten und nach Möglichkeit ausbauen, das wir in den vergangenen Jahren erreicht haben."

Zusammen mit zehn neuen Straßenbahn-Wagen der „S"-Klasse – Lieferung von Dezember 2013 an – hat der Auftrag ein Volumen von weiteren rund 200 Millionen €. Uwe Becker, Stadtkämmerer und Beteiligungsdezernent, der im Aufsichtsrat der VGF für diese Anschaffung stimmte, sagte dazu: „Diese Investitionen zeigen die Leistungsfähigkeit der städtischen Gesellschaft VGF. Sie ist umso bemerkenswerter, da Fahrzeuge schon lange nicht mehr vom Land Hessen gefördert werden, Stadt und VGF diese notwendige Investition in die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in Frankfurt aber trotzdem stemmen können. Denn, so Becker weiter: „Ausbau und Entwicklung des öffentlichen Verkehrs sind unverzichtbare Bestandteile einer vernünftigen städtischen Entwicklung." Michael Budig verwies in diesem Zusammenhang für die Geschäftsführung der VGF auf die Tatsache, daß Frankfurt dank dieser Beschaffungsprogramme in wenigen Jahren über einen der modernsten Fuhrparks in Deutschland verfügen wird: „Darum werden uns manche Städte beneiden – und die dortigen Fahrgäste auch."

Seit 2008 sind die modernen „U5"-Wagen im Betriebshof Heddernheim stationiert und werden auf den Linien U2, U3 und U8 eingesetzt. Im Spätsommer soll Heddernheim voll bestückt sein, dann werden die weiteren Wagen ins Depot Ost geliefert, von wo aus der Einsatz auf den Linien U6 und U7 erfolgt. Die Linie U5 ist mit ihren weitgehend niedrigen Bahnsteigen für den Betrieb der Hochflur-Fahrzeuge noch nicht geeignet, die VGF wird daher in diesem Jahr die notwendige Modernisierung der Stationen „Theobald-Ziegler-Straße", „Gießener Straße", „Ronneburgstraße" sowie „Sigmund-Freud-Straße" vornehmen. Im kommenden Jahr werden weitere Stationen folgen, unter anderem „Musterschule" und „Glauburgstraße". Verglichen mit den Linien U5, U6 und U7 fahren auf der U4 jüngere Fahrzeuge: 27 Bahnen des Typs „U3", angeschafft zur Eröffnung des Streckenabschnitts Seckbacher Landstraße – Konstablerwache am 31. Mai 1980. Wenn die ersten der 78 nachbestellten Neu-Fahrzeuge von 2014 an zur VGF geliefert werden, werden diese „U3"-Typen 34 Jahre alt sein und damit auch zur Ausmusterung anstehen.

Wenn im Jahr 2017 der letzte „U5" nach Frankfurt kommt, wird der Fuhrpark der VGF 261 U-Bahnen umfassen, davon 224 Typ „U5" und 37 in den Jahren 1994/1995 angeschaffte „U4". Dazu kommen weitere 113 Straßenbahnen: 75 moderne „S"-Wagen und 38 ältere „R"-Wagen der Baujahre 1993 bis 1997. Historische Fahrzeuge wie der fast 60 Jahre alte Ebbel-Ex sind hier nicht mitgezählt.

Werkstatt-Umbau

Ein 50-Meter-Zug stellt die 1974 in Rödelheim eröffnete Stadtbahn-Zentralwerkstatt (StZW) vor neue Herausforderungen, allein die Schiebebühne in der Hallenmitte, mit der die Bahnen zu den verschiedenen Gleisen geschoben werden, ist nur für 30-Meter-Fahrzeuge ausgelegt. „Um den ‚U5-50' nicht bei allen Wartungsarbeiten trennen zu müssen, sondern ihn auch in einem Stück zu bearbeiten, erweitert die VGF zurzeit für rund 1,77 Millionen € die Fahrzeughalle für längere Gleise", beschreibt Michael Budig die Arbeiten. Zum einen werden die Reparaturgleise 32 und 33 in einem südlichen Anbau um sieben Meter verlängert, zum anderen wird an der Ostseite im Anschluß an die bestehende Halle mit der Unterflurdrehmaschine das Wartungsgleis 25 auf 50 Meter mit durchlaufender Grube und durchgehender Kran-Anlage erweitert. Verbunden mit diesen Verlängerungen, die die VGF im Herbst 2012 abschließen will, sind Arbeiten an Haustechnik, Heizung und Oberleitungen.

Auch im Depot Heddernheim, wohin die ersten Neu-Fahrzeuge 2008 überführt wurden, hat die VGF investieren müssen, um neue Dacharbeitsstände für den „U5" einzubauen. Während sie in der erst 2003 eröffneten Werkstatt im Riederwald, dem Betriebshof Ost, vorhanden sind, wurde in Heddernheim nachgerüstet, denn die Fahrzeuge führen einen Großteil ihrer Technik auf dem Dach, unter anderem die wartungsintensiven Klimaanlagen.

Bombardier in Bautzen

Die „U5-50" sind in allen Komponenten – Motoren, Drehgestelle oder Wagenkästen – komplett „Made in Germany". Der Großteil der Produktion erfolgt im sächsischen Bautzen. An diesem rund 160 Jahre alten Standort beschäftigt Bombardier etwa 1.500 Mitarbeiter. Rund 130 U-Bahn-, Stadtbahn- und Straßenbahnwagen verlassen das Werk jährlich. Neben rund 20 „U5"-Wagen in der Produktion, alle in unterschiedlichen Stadien ihres Entstehens, arbeitet BT zurzeit an Fahrzeugen unter anderem für Berlin, Blackpool, Bursa – ein Stadtbahn-Wagen auf „U5"-Basis – und Stockholm. Und das mit Hochdruck, denn der Hochwasserschaden im August 2010, als die sonst unscheinbar am Werk vorbei fließende Spree das Gelände mit Werkshallen 1,50 unter Wasser setzte, hatte die Auslieferungen verzögert. Nicht zuletzt deswegen hat BT für den Frankfurter „U5-50" eine eigene Montagehalle hochgezogen. Hier werden Arbeiten ausgeführt, die zuvor über drei verschiedene Fertigungshallen verteilt waren. Die Wagen, die diese Halle verlassen, haben ihre statische Prüfung hinter sich und sind bereit für die dynamische Prüfung auf dem 850 Meter langen Testring.

Flexibler Wagen-Einsatz

Auf diesem fährt zurzeit auch eine Komposition aus einem normalen „U5-25" und dem „U4"-Wagen Nr. 525, mit dem in Bautzen die Kuppelbarkeit dieser unterschiedlichen Einheiten hergestellt werden soll. Kein leichtes Unterfangen, denn von den verschiedenen Herstellern abgesehen – Siemens hier, BT dort – gehören die Bahnen völlig unterschiedlichen Fahrzeug-Generationen an und verfügen somit über eine weitgehend unterschiedliche Technik. Dass sich solche Bahnen „verstehen" ist keine Selbstverständlichkeit und für Bombardier eine große Herausforderung.

Wenn auch diese Hürde genommen ist, wird künftig ein flexibler und gemeinsamer Einsatz der „U4"- und „U5"-Fahrzeuge möglich sein. Hierzu arbeitet die VGF zurzeit auch an der Generalüberholung ihrer 37 „U4"-Bahnen. Pro Stück kostet dies rund 630.000 €, die Fahrzeuge werden entkernt und komplett neu aufgebaut. Die Innenausstattung wird dabei den „U5" angeglichen, sie erhalten außerdem eine Videoüberwachung. Nur bei der Klimaanlage mußte die VGF Zugeständnisse an die Wagen-Statik machen: Da die dafür nicht vorgesehenen Dächer die bis zu 1,5 Tonnen schweren Klimageräte nicht ohne Risiko – insbesondere bei Unfällen – tragen können, erhalten nur die beiden Fahrerkabinen kleiner dimensionierte Anlagen.

Inzwischen laufen die letzten Vorbereitungen für den Einsatz im Linienverkehr des „U5-50" in gut einer Woche. Und mit den Wagen 803 und 804 ist auch schon der zweite „Lange Kerl" in Frankfurt.

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