(17.06.2013)
Wie schon mehrfach berichtet, wurden bei routinemäßigen Inspektionen und anschließenden intensivierten Überprüfungen Anrisse im Rahmen von Drehgestellen festgestellt. Bis auf wenige Ausnahmen konzentrieren sich die Feststellungen auf Drehgestelle eines Herstellers (ehem. Firma DÜWAG, Düsseldorf) aus den achtziger Jahren; sie liegen im Regelfall innerhalb einer (schwer zugänglichen) Schweißnaht.
Zwar weisen die Anrisse im Regelfall nur eine Länge von wenigen Zentimetern auf. Da aber über eine etwaige Rissausbreitung und deren Geschwindigkeit bisher keine Erkenntnisse vorliegen, wurde in Abstimmung mit Gutachtern und der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) vorsichtshalber entschieden, die Drehgestelle nur nach Reparatur (= Schweißung) erneut einzusetzen.
Die Art der Schweißung ist vom Gutachter inzwischen festgelegt und mit der TAB abgestimmt. Sie darf allerdings nur von hierfür speziell zertifizierten Schweißern ausgeführt werden; die Suche nach derartigen Fachkräften bzw. einschlägigen Firmen, die Drehgestellrahmen kurzfristig bearbeiten könnten, ist angelaufen, gestaltete sich aber bisher äußerst schwierig. Leider hat sich nach ersten Probeschweißungen herausgestellt, dass eine qualifizierte Schweißung im eingebauten Zustand wegen der leider sehr ungünstigen Lage der fraglichen Schweißnaht nicht zielführend ist; die Drehgestelle müssen also jeweils ausgebaut, teilweise demontiert und senkrecht aufgestellt werden, um die Schweißung qualifiziert zu ermöglichen. Dies erhöht den Zeitbedarf je Drehgestell erheblich.
Als Folge der Fahrzeugabstellung kam es in den letzten Tagen trotz massiver Anstrengungen in den Werkstätten in der Hauptverkehrszeit zu einem Ausfall von bis zu 18 Prozent der üblichen Fahrzeugbzw. Zugkapazität. Um die Auswirkungen insgesamt so gering wie möglich zu halten, wurden folgende Maßnahmen umgesetzt:
• Verkürzung der U4 auf den Abschnitt Arabellapark – Odeonsplatz (Fahrgäste konnten auf U5 ausweichen)
• Verkürzung der (nur morgens verkehrenden) U7 auf den Abschnitt Westfriedhof – Sendlinger Tor (Fahrgäste konnten auf die U2 ausweichen)
• Entfall von einzelnen Verstärkerzügen auf der U3
• Verkürzung der Pendelzüge Fröttmaning – Garching von 6auf 4-Wagenzüge.
Kurzfristiger Ersatz ist im begrenzten Umfang durch Einbau von als Ersatzteile vorhandenen Drehgestellrahmen sowie durch den Tausch von Drehgestellen (= Zusammenführung von unbeschädigten Drehgestellen zu einsatzfähigen Fahrzeugen) möglich. Hieran wird seit letzter Woche mit Hochdruck gearbeitet, auch am Wochenende und mehrschichtig. Durch diese Maßnahmen konnten in den letzten Tagen der Einsatzbestand bereits wieder erhöht und einzelne Kürzungen reduziert werden: Am Wochenanfang fehlten durch den Schaden 17 Prozent der Wagenkapazität in der morgendlichen Hauptverkehrszeit; heute (Freitag) waren es noch knapp 12 Prozent.
Derzeit sind die weiteren Perspektiven wie folgt:
In den nächsten Tagen sowie am Wochenende kann durch den weiteren Tausch von Drehgestellen bzw. Rahmen bis zum Aufbrauchen des Reservebestandes die Zahl der einsetzbaren Züge weiter erhöht werden; nach gegenwärtiger Prognose sollten damit am Montag immerhin wieder 92 Prozent der Sollkapazität leistbar sein. Allerdings wird weiterhin noch ein Kapazitätsminus verbleiben. Raimund Paul, Ressortleiter und Geschäftsführer Schiene bei SWM/MVG: „Im Weiteren sind wir dann von der Geschwindigkeit des Reparaturprozesses und damit vom Umfang der akquirierbaren Schweißkapazität abhängig. Hierzu liefen Anfragen in der ganzen Bundesrepublik sowie in Österreich. Inzwischen steht fest, dass die schadhaften Drehgestellrahmen an bis zu vier Standorten parallel repariert werden können. Unsere Fachleute gehen derzeit davon aus, dass durch die Reparaturen die Wagenverfügbarkeit nun weiter kontinuierlich verbessert wird, so dass die Einschränkungen sukzessive zurückgenommen werden können; eine vollständige Wiederherstellung der erforderlichen Einsatzkapazität wird aber nicht vor Ende Juni möglich sein."