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(02.09.2014)

Im Februar 1991 waren die Niederflurbahnen der KVG bundesweit eine Sensation. Erstmals in Deutschland fuhren im ÖPNV diese Trams mit dem niedrigen, bequemen Einstieg im regulären Linienverkehr. Heute, rund 23 Jahre später, sind die Bahnen mit der Fachbezeichnung 6ENGTW noch immer in Kassel unterwegs und befördern täglich hunderte von Menschen. Doch das Alter und jährlich rund 50.000 Fahrkilometer bei Wind und Wetter haben Spuren hinterlassen: Die Bahnen der ersten Niederflurgeneration müssen grundlegend saniert werden. Anders als viele andere ÖPNV-Unternehmen überlässt die KVG diese Arbeiten nicht vollständig anderen, sondern leistet sie überwiegend selbst. Heute stellte die KVG in ihrem Betriebshof Wilhelmshöhe den ersten rundum erneuerten Wagen, Nummer 455, der Öffentlichkeit vor. Weitere 14 der insgesamt 25 6ENGTW werden folgen.


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In Kassel vollzieht sich damit ein bundesweites Novum: Die dienstältesten Niederflurbahnen werden vollständig saniert. Durch dieses so genannte Retrofit, bei dem hauptsächlich die mechanischen und elektronischen Komponenten ausgetauscht werden, während im Innenraum nur vergleichsweise wenige Neuerungen Einzug halten, sollen diese Bahnen bis etwa 2030 im Linienverkehr eingesetzt werden können. „Auch für uns ist dies ein Schritt in unternehmerisches Neuland", erklärte KVG-Vorstandsvorsitzender Andreas Helbig bei der öffentlichen Präsentation des ersten fertig sanierten Wagens heute Vormittag im Betriebshof Wilhelmshöhe.

„Unsere Werkstatt hat zwar bereits in den 1970-er Jahren Erfahrungen mit der Sanierung von Straßenbahnen gesammelt, doch dabei handelte es sich nicht um Niederflurmodelle, sondern um Hochflurtriebwagen. Darüber hinaus haben sich die Rahmenbedingungen entscheidend geändert. Sanierungsprozesse wie dieser sind heute ungleich anspruchsvoller, weil die technischen und die Sicherheitsanforderungen wesentlich höher sind. Die Arbeiten werden dadurch komplexer und verlangen spezialisierteres Know how." Etwa 20 Mitarbeiter gehören zu dem Sanierungsteam rund um Projektleiter Jürgen Erler und KVG-Fahrzeugchef Karsten Kamutzki.

Zudem sind einige Ersatzteile auf dem Markt nicht mehr verfügbar. Zum Beispiel fertigen die Mitarbeiter der KVG-Aufbauwerkstatt Bauteile für die Karosserie in Eigenregie. „Dieses Sanierungsprogramm in allen Schritten zu organisieren und es intern sowie mit externen Firmen zu koordinieren, und zwar neben der regulären Instandhaltung unserer weiteren 94 Straßenbahnen und RegioTrams, verlangt Flexibilität, Teamgeist und viel Einsatz. Herzlichen Dank für Ihre bisherige Arbeit und ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft für den noch langen Weg bis zum Abschluss des Programmes", sagte Helbig gewandt an die Mitarbeiter, die das Roll-out begleiteten.

„Dem so genannten Retrofit von vorerst 15 der 25 6ENGTW-Bahnen gingen ab Ende 2012 umfangreiche Voruntersuchungen voraus, das Sanierungsprogramm selbst begann etwa ein Jahr später und wird voraussichtlich im Jahr 2018 abgeschlossen sein", erklärte Norbert Witte, der als KVG-Vorstand für den Fahrzeugbereich verantwortlich zeichnet. Während der jeweils rund drei- bis fünfmonatigen Frischekur werden die Bahnen, stets drei von ihnen gleichzeitig, zunächst vollständig entkernt und anschließend wieder aufgebaut.

Die meisten Neuerungen sind nicht auf den ersten Blick sichtbar. Das gilt zum Beispiel für das vollständig überarbeitete Fahrwerk einschließlich neuer Verkabelung, Bauteile im Wagenkasten und die Heizungen im Fahrgastraum. In einer weiteren Etappe wird die Zugsicherung in die Fahrzeuge eingebaut, damit der Betrieb auf der Baunatalstrecke nach Regeln der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung (EBO) möglich ist. Für Fahrgäste augenfällig sind die neue Beleuchtung des Innenraumes, Sitzbezüge im KVG-Design und eine Fahrerkabine. Mehrere tausend Einzelteile werden bei dem Retrofitprogramm ausgetauscht.

Anders als bei den meisten anderen ÖPNV-Unternehmen leisten den Löwenanteil der Arbeiten die KVG-Beschäftigten selbst, den Rest nordhessische Firmen: „So sichern wir unsere Arbeitsplätze und die Wertschöpfung bleibt in der Region", fasste Witte zusammen.

Finanzielle Gründe seien ausschlaggebend gewesen für die Entscheidung zur Sanierung der Bahnen anstatt eines Neukaufs von Fahrzeugen. „Eine neue Straßenbahn kostet heute zwischen 2,5 und drei Millionen Euro. Durch das von der KVG konzipierte Retrofit reduzieren sich diese Investition auf rund eine Millionen Euro pro Fahrzeug, zumal auch die Eigenleistungen einen nicht unerheblichen Teil zu dieser Einsparung beitragen. Durch die umfassende Sanierung können die Bahnen können nochmals etwa 16 Jahre im Linienverkehr eingesetzt werden." Ob und in welchem Umfang die weiteren zehn Niederflurwagen dieser Serie saniert werden, sei noch nicht abschließend geklärt.

 

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