(12.05.2014)
Immer mehr Fahrgäste nutzen die Straßenbahnen und Busse der Bremer Straßenbahn AG (BSAG). Gleichzeitig gibt es Probleme mit den älteren Niederflurbahnen des Typs GT8N. Aufgrund der starken Nutzung und der hohen Laufleistungen zeigen sich an der ehemals weltweit ersten 100-prozentigen Straßenbahn-Niederflur-Flotte zum Teil starke Verschleißerscheinungen.
Auf diese Entwicklung und die daraus in naher Zukunft entstehenden Folgen hatte das Bremer Verkehrsunternehmen vor rund einem Jahr öffentlich hingewiesen. Eine Entscheidung über die Neuanschaffung von Straßenbahnzügen, alternativ die Sanierung der vorhandenen älteren Fahrzeuge oder eine Mischlösung wird zurzeit durch eine vorgezogene Abfrage bei der Industrie gemeinsam durch BSAG und Senat mit Hochdruck vorbereitet. Schließlich geht es um eine sehr große Investition.
Die BSAG hat sich bemüht, die Folgen der erhöhten Abnutzung, so gut es ging, mit Sonderschichten in ihren Werkstätten in den Griff zu bekommen – und so den bremischen ÖPNV am Laufen zu halten. Es wurde geprüft, Ersatzfahrzeuge aus anderen Städten zu organisieren, um die Auswirkungen auf die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. Deren Einsatz war bauartbedingt und infrastrukturell aber nicht möglich.
Nun ist der Punkt erreicht, an dem die BSAG zu begrenzten Fahrplaneinschränkungen gezwungen ist. Zu viele Fahrzeuge müssen vorübergehend oder – je nach Zustand – auch länger aus dem Verkehr gezogen und repariert werden.
Im Ergebnis können nicht alle geplanten Fahrten der Straßenbahnlinien mit Fahrzeugen bedient werden. Betroffen sind täglich bis zu sechs Fahrzeuge, was täglich wechselnd zu Ausfällen auf den Linien 1E/1S, 3S, 4, 6E, 8 oder 10E führen kann. Dabei handelt es sich vorrangig um Verstärkungsfahrten, die den Takt auf unter zehn Minuten verdichten.
Welche Fahrten ausfallen, ist auf allen Haltestellen-Anzeigetafeln der BSAG und im Internet auf der Seite www.bsag.de zu lesen, oder auch telefonisch beim Kundenservice des VBN zu erfahren. In der Fahrplan-Winterperiode ab Oktober 2014 sind die ausfallenden Verbindungen zur Erleichterung der Fahrgastinformation im Fahrplan nicht mehr enthalten; dafür werden auf den Linien, wo dies technisch möglich ist, zum Teil Ersatzbusse eingesetzt. Mittels dieser Vorgehensweise versucht die BSAG, die Folgen für ihre Fahrgäste abzufedern.
Die konkrete Ausgestaltung dieser Maßnahme wird zwischen BSAG, dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr und dem Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) noch konkret abgestimmt.
Wesentlicher Grund für diese Situation ist die Tatsache, dass die älteren, in den Jahren 1993 bis 1996 gebauten insgesamt 77 Niederflur-Straßenbahnwagen vom Typ GT8N sehr hohe Laufleistungen erreicht haben. Sie weisen nach einer Einsatzdauer von nur rund 20 Jahren gefahrene Kilometer auf, wie sie eigentlich erst nach 30 Jahren geplant waren. Der Alterungsprozess verlief damit stark beschleunigt. Die Folgen sind ein hoher Verschleiß an den Bahnen, aufwändige Reparaturen und deshalb nun sogar Fahrtenausfälle.
Insgesamt verfügt die BSAG derzeit über 77 ältere Niederflurbahnen (Typ GT8N) und 43 neuere Niederflurbahnen (Typ GT8N-1), also insgesamt 120 Straßenbahnzüge. Im Jahresfahrplan 2014/ 2015 werden davon zeitgleich 102 Wagen (im Winter: 104 Stück) benötigt. Eine Reserve von 16 bzw. 18 Zügen steht normalerweise entweder in der Revision, wird repariert oder gereinigt. Aufgrund der notwendigen Sanierungen und Reparaturen der älteren Niederflurbahnen stehen nun aber oft nur 96 bis 98 Wagen zur Verfügung. Das sind 6 Fahrzeuge zu wenig. Dieser Ausfall muss durch diese Maßnahme ausgeglichen werden.